Die Lage im Sudan verschärft sich weiter, es handelt sich um eine humanitäre und politische Katastrophe historischen Ausmaßes. Neue Massaker an der Zivilbevölkerung, gezielte Angriffe auf Kinder und eine sich ausbreitende Hungersnot zeigen, wie der seit 2023 andauernde Machtkampf zwischen der sudanesischen Armee (SAF) und der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) die Bevölkerung in Land immer weiter in den Abgrund treibt.
Drohnenangriffe auf Kindergarten und Krankenhaus
Besonders erschütternd sind die jüngsten Berichte aus der Ortschaft Kalogi im südlichen Bundesstaat Süd-Kordofan. Dort wurden bei einem Drohnenangriff dutzende Menschen getötet – darunter zahlreiche Kinder. Nach Angaben der lokalen Verwaltung schlugen die Geschosse zunächst in einem Kindergarten ein, dann im örtlichen Krankenhaus und schließlich in einer Gruppe von Menschen, die versuchten, die Kinder in Sicherheit zu bringen.
Für die Angriffe verantwortlich gemacht werden die RSF-Miliz und die mit ihr verbündete SPLM‑N, die große Teile Süd-Kordofans kontrolliert. UNICEF bestätigte den Tod von mehr als zehn Kindern im Alter zwischen fünf und sieben Jahren, das sudanesische Außenministerium berichtet sogar von 43 getöteten Kindern und 79 Todesopfern insgesamt.
Gezielte Angriffe auf soziale Infrastruktur – Kindergärten, Krankenhäuser, Hilfskonvois – sind Teil der Kriegsstrategie der RSF. Sie sind Ausdruck einer Logik, die auf Terror gegen das Volk setzt, um Territorium zu sichern und politische Gegner zu zermürben.
Massaker in Al-Fashir und der Vormarsch der RSF
Bereits Ende Oktober hatte die RSF nach eineinhalbjähriger Belagerung die Stadt Al-Fashir in Nord-Darfur eingenommen – die letzte große Stadt der Region, die sich bis dahin der Miliz widersetzt hatte. Unmittelbar nach der Einnahme kam es laut zahlreichen Berichten zu Massenhinrichtungen, Vertreibungen und gezielten ethnischen Säuberungen.
Die Vereinten Nationen sprechen von einem „Tatort“, Satellitenbilder zeigen Leichen auf den Straßen. Doch wie schon so oft wurden die Warnungen der internationalen Organisationen ignoriert.
Vor unseren Augen entsteht eine Hungerkatastrophe
Parallel dazu verschärft sich die humanitäre Lage dramatisch. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) stehen rund sechs Millionen Menschen kurz vor dem Verhungern. Ganze Regionen sind von Versorgung abgeschnitten, weil RSF und SAF Hilfskonvois blockieren oder beschießen.
WFP-Vizedirektor Carl Skau machte deutlich, dass selbst Luftabwürfe, digitale Geldhilfen und vorpositionierte Konvois nicht ausreichen. In Städten wie Al-Fashir oder Babnusa sei der Zugang praktisch unmöglich. Regionen wie Kordofan, in denen die Kämpfe zuletzt besonders intensiv waren, stehen nun im Zentrum der internationalen Warnungen.
UNO-Menschenrechtschef Volker Türk warnte bereits vor Wochen, dass Kordofan dasselbe Schicksal drohen könnte wie Al-Fashir. Nun scheinen sich diese Befürchtungen zu bewahrheiten.
Imperialistische Interessen, globale Gleichgültigkeit
Während Millionen Menschen hungern und systematisch vertrieben werden, bleibt die internationale Reaktion schwach – nicht zufällig. Der Sudan ist ein geopolitisches Spielfeld, auf dem globale und regionale Mächte um Einfluss, Ressourcen und Militärbasen konkurrieren.
Russland versucht, sich beispielsweise den Zugang zum Roten Meer zu sichern. Die EU interessiert sich in der Region unter anderem für „Migrationskontrolle“. Die Golfstaaten unterstützen mal die Armee, mal die RSF – je nach strategischem Vorteil. Es geht um Macht, Einfluss und Rohstoffe.
Die sudanesische Volk steht dabei erneut zwischen den Fronten. Dass ausgerechnet jetzt humanitäre Hilfe blockiert wird, ist kein Kollateralschaden – es ist eine direkte Konsequenz eines militärisch-imperialistischen Projekts, in dem Menschenleben nichts zählen.
Quelle: Der Standard/Al Jazeera

















































































