Expertinnen und Experten stellen fest, dass durch die Schullockdowns während der Covid Pandemie zu immensen Lücken geführt haben. Der ORF berichtet, dass auch über die Feiertage in Salzburg die Intensivkurse ausgebucht waren.
Das Distance Learning hat zu enormen Lücken geführt. Die kommerziellen, bundesweit agierenden Nachhilfeunternehmen Schülerhilfe und Lernquadrat sowie das Salzburger Unternehmen Lernprofi machen die größten Lücken im Volksschulalter aus. In dieser Altersgruppe seien die Lücken besonders großen, weil einerseits das notwendige technische Equipment und oder die Kompetenz für die Teilnahme und den Lernerfolg in einem solchen Format fehlten. Lücken bestehen somit im Bereich der Grundkenntnisse, es hapere im Bereich Rechnen, Lesen, Schreiben und bei den Fremdsprachen.
Bildung wird noch mehr zur individuellen Aufgabe
Diese Lücken auszugleichen scheint aber keine staatliche oder kollektive Aufgabe zu sein und ist somit nicht für alle gleichermaßen möglich, da es offenbar auf die finanziellen Ressourcen der Eltern ankommt, ob man sich zusätzliche Angebote neben der Schule leisten kann. Moritz Pamminger, Vorsitzender der Jugendfront der Partei der Arbeit, kritisiert die Politik hierfür stark. „Die Politik hat die Schülerinnen und Schüler nicht nur in der Pandemie hängen lassen und war planlos. Sie tut dies erneut, indem sie nicht handelt, um die Konsequenzen ihres Politikversagens auszugleichen. Heranwachsende werden erneut sich selbst überlassen und die Chancen hängen einmal mehr von dem Geldbeutel der Eltern ab. Das kann es nicht sein! Es braucht staatlich ausreichend ausfinanzierte Angebote für Schülerinnen und Schüler, um die Lücken zu schließen.“
Auch der NMS-Lehrer Markus Summer äußert sich kritisch zur Situation an den Schulen: „Im Kollegium wird immer wieder thematisiert, wie schwierig sich die Lage nach der Pandemie gestaltet, es ist keine Zeit vorgesehen, die bestehenden Lücken abzuarbeiten. Hierdurch wird der Druck auf die Schülerinnen und Schüler noch größer als er ohnehin schon ist und neben den Belastungen, die der Lockdown ohnehin mit sich gebracht hat, kommt eine zusätzlich eine individuelle Versagens- oder auch Existenzangst hinzu. Der Druck wird für viele unerträglich. Es bräuchte andere kollektive Lösungen, um das Bildungssystem zu entlasten und qualitativ hochwertige Bildung zu sichern.“
Reform der Lehrpläne ist keine Lösung
Im Gespräch zur Lage der Schülerinnen und Schüler kritisiert Pamminger außerdem: „Die aktuelle Reform der Lehrpläne wird die Situation für Kinder und Jugendliche aus der Arbeiterklasse nicht verbessern. Wirtschaftliche Kompetenzen und Sozialpartnerschaft können den Startvorteil der anderen nicht ausgleichen. Kleine Klassen wären ein sinnvollerer Schritt. Es zeigt sich auch hier, dass die Zukunft der Jugend nur im Klassenkampf verbessert werden kann.“
Auch aus der Perspektive der Lehrkräfte wäre ein Drehen an anderen Schrauben als einem kapitalfreundlichen Lehrplan wünschenswert. „Kleinere Klassen, mehr Personal und Team Teaching wären sinnvolle Schritte gewesen, um das Bildungssystem zu verbessern. Es brauch eine andere Form der Bildung, andere Inhalte werden die Probleme nicht lösen oder mehr Gleichheit schaffen. Dies wäre auch ein Weg, um mittel- bis langfristig dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, dass es den Beruf wieder attraktiver machen würde“ hält Summer fest.
Quelle: ORF