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Wanderarbeiter und ‑arbeiterinnen besonders von Corona-Pandemie betroffen

Dass die Corona-Pandemie immer stärker die sozialen Ungleichheiten und Krisen des kapitalistischen Systems verschärft, wird täglich aufs Neue bewiesen. Insbesondere Wanderarbeiterinnen und ‑arbeiter sind weltweit hart von der Infektionswelle getroffen worden. In Golfländern wie Kuwait, Bahrain oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, befinden sich tausende Wanderarbeiter und ‑arbeiterinnen in überfüllten Lagern, ohne dass ein Mindestmaß an hygienischen Standards erfüllt wäre, ohne freiem Zugang zu medizinischer Versorgung. Einige der Golfstaaten versuchen nun im Schnellverfahren das Arbeitsrecht so zu ändern, dass die Arbeitgeber kurzerhand die migrantischen Arbeitskräfte entlassen können. Die miserablen Lebensbedingungen der Wanderarbeiter und ‑arbeiterinnen bieten kaum eine Perspektive für eine Erholung vom Corona-Virus; allein in Saudi-Arabien machen diese 70–80% aller Infizierten im Land aus. Da sie als Arbeitskräfte so für das Kapital unbrauchbar sind und ein Risiko darstellen, versuchen manche der Staaten diese des Landes zu verweisen, was teilweise daran scheitert, dass die Herkunftsländer ihre Bürgerinnen und Bürger nicht aufnehmen wollen.

Angst vor Ausbreitung in Südostasien

Singapur, das als „Musterland“ bei der Bekämpfung von Covid-19 gilt, erlebt einen rasanten Anstieg an Neuinfektionen, da besonders viele Wanderarbeiter und ‑arbeiterinnen vom Virus infiziert worden sind. Diese lebten, ähnlich wie in den Golfstaaten, schon vor der Corona-Krise meist in überfüllten und schmutzigen Unterkünften. Viele befinden sich nun in diesen Unterkünften in Quarantäne, teilweise schlafen bis zu 20 Personen auf engstem Raum in Stockbetten. In Malaysia reagiert man ebenfalls nervös auf die Tendenz, dass besonders Wanderarbeiter und ‑arbeiterinnen sich mit dem Virus anstecken. Der malaysische Staat möchte auf flächendeckende Tests setzen. Kein Wort hört man aber über die schlechten Arbeitsbedingungen und inadäquaten Lebensbedingungen.

Der indische Staat hat angekündigt nur Bürgerinnen und Bürger wiederaufzunehmen, die keine Corona-Symptome aufweisen. Somit sitzen praktisch etliche in einer Sackgasse, da vor allem viele indische Arbeitskräfte in den Golfstaaten beschäftigt sind. Damit nicht genug, müssen die Arbeitskräfte selbst für den Flug aufkommen, was ca. 150 bis 1220 Euro kosten kann. Für die Arbeitenden, die jetzt schon Lohnausfälle erleiden, kann das bedeuten, noch verarmter zurückzukehren. Außerdem müssen alle Rückkehrer sich zwei Wochen lang in einer staatlichen Institution in Quarantäne begeben und eine Kontaktverfolgungs-App runterladen.

Wanderarbeiter- und arbeiterinnen auch in Europa gefährdet

In Europa erlebt man ebenfalls die Ausbreitung des Corona-Viruses unter migrantischen Arbeitskräften und Arbeitsplätzen, in denen die Arbeitgeber bewusst auf angemessene Arbeitsverhältnisse und Hygienestandards verzichten. Allein in einem Fleischereibetrieb im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, brach der Virus bei 200 rumänischen Arbeiterinnen und Arbeitern aus. Auch in anderen Schlachthöfen und Fleischereibetrieben kommt es vermehrt zu Corona-Infektionen.

Da besonders viele migrantischen Arbeitskräfte, auch in Österreich, unter extrem schlechten Verhältnissen leben und arbeiten müssen, etwa in der Landwirtschaft als Erntehelfer und ‑helferinnen, werden wir wohl bald vermehrt Neuinfektionen unter diesen Arbeiterinnen und Arbeitern feststellen.

Quelle: ORF

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