Die antifaschistischen Opferverbände, KZ-Verband/VdA OÖ und Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen Oberösterreich, fordern, dass der vertraglich garantierte Wille der jüdischen Familie Pollak für das Bestehen des Europacamps nicht ignoriert werden darf.
Oberösterreich. In Weißenbach am Attersee betreibt die Sozialistische Jugend (SJ) seit den 1960er Jahren das Europacamp mit öffentlich kostenlos zugänglichem Bad. Ermöglicht wurde dies, da das jüdische Geschwisterpaar Pollak, das den NS-Faschismus überlebte, ihr einst von den Nazis enteignete Grundstück mit klaren Auflagen an das Land Oberösterreich verkaufte. So wurde vertraglich festgelegt, dass das Grundstück für 99 Jahre an die Jugendorganisation zu einem symbolischen Zins verpachtet werden muss, damit die SJ dort ein Feriencamp mit freiem Seezugang verwirklichen kann. Von den damals vereinbarten Auflagen will der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer nun offenbar nichts mehr wissen und verlangt das 60.000-fache an Pacht. Darüber hinaus bestätigte – nicht rechtskräftig – das Bundesverwaltungsgericht eine Strafzahlung von 45.000 Euro.
Nachdem sich nun Anthony Cohn, Enkel der ehemaligen Eigentümerin des Grundstücks am Attersee, mit einem Brief an das Land Oberösterreich und den Landeshauptmann wandte, schließen sich auch die beiden oberösterreichischen Opferverbände, KZ-Verband/VdA OÖ und Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen Oberösterreich, der Forderung nach Erhalt des Jugendcamps an. „Der Wille von Holocaust-Überlebenden darf in Österreich nicht derart missachtet und ignoriert werden – wir haben eine historische Verantwortung. Wir fordern die Politik und die Gerichte dazu auf, sofort damit aufzuhören an vertraglich festgeschriebenen Wünschen von Holocaust-Überlebenden zu rütteln“, betont Harald Grünn, Landesvorsitzender des KZ-Verband/VdA OÖ.
Im Namen der Erben der jüdischen Familie Pollak zeigt sich Anthony Cohn schockiert, dass der Wunsch seiner Familie, insbesondere der seiner Großmutter, mit Füßen getreten wird: „Unsere Großmutter hat zu Lebzeiten immer wieder deutlich gemacht, dass es ihr Wunsch war, dass die Sozialistische Jugend ihr ehemaliges Grundstück für ein Jugendlager mit freiem Zugang zum Attersee für die Öffentlichkeit nutzt. Dieser Wunsch wurde in einem Vertrag, den meine Großmutter, mein Großonkel und das Land freiwillig abgeschlossen haben, rechtlich festgehalten, wobei letzteres diesen jedoch nun einseitig bricht.“
Quelle: KZ-Verband/VdA OÖ