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BBC hebt Suspendierung Linekers auf

Nach einem privaten Tweet, in dem er die britische Asyl- und Migrationspolitik scharf kritisierte, wurde Fußballikone Gary Lineker von der BBC kaltgestellt. Kollegen und Fans solidarisierten sich, die BBC musste die Suspendierung revidieren.

London. Der britische Staatssender BBC wurde am vergangenen Wochenende durch die Folgen der Suspendierung seines langjährigen Sportmoderators Gary Lineker wegen eines privaten Tweets erschüttert, in dem er die Migrationspolitik der konservativen Regierung angriff. 

Lineker, der früher als Stürmer für England, Tottenham und Leicester spielte, hatte getwittert: „Es gibt keinen großen Zustrom. Wir nehmen viel weniger Flüchtlinge auf als andere große europäische Länder. Das ist einfach eine unermesslich grausame Politik, die sich gegen die schwächsten Menschen richtet, in einer Sprache, die der von Deutschland in den 30er Jahren nicht unähnlich ist.“

Das „Gesetz über die illegale Einwanderung“ der Regierung sieht vor, Einwanderer in Gewahrsam zu nehmen und sie nach 28 Tagen zurückzuschicken, ohne dass sie ein Recht auf Berufung oder ein Gerichtsverfahren haben, und ihnen zu verbieten, jemals wieder in Großbritannien Asyl zu beantragen. Wie die Innenministerin Suella Braverman zugegeben hat, ist dies wahrscheinlich völkerrechtswidrig und verstößt gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK), die Großbritannien immer noch unterzeichnet hat.

Wie viele andere bereits festgestellt haben, ist es auch völlig undurchführbar: Die Regierung verfügt weder über die nötigen Haftanstalten noch über Abkommen mit Drittländern, um die Flüchtlinge zurückzuschicken. Das Abkommen mit Ruanda gilt nur für 200 Flüchtlinge, von denen noch keiner zurückgeschickt wurde, weil es vor Gericht angefochten wird.

Praktikabilität ist jedoch wahrscheinlich nicht die Absicht. Stattdessen sollen die rechte Tory-Basis und die Medien mobilisiert werden, wobei Premierminister Sunak auf Pressekonferenzen hinter den Worten „Stoppt die Boote!“ auftaucht. Rechtsextreme Parteien in Europa, wie die AfD, haben Sunak bereits gratuliert, ebenso wie der italienische Rechtsextremistenführer Matteo Salvini.

Die BBC, die offensichtlich von der Regierung unter Druck gesetzt wurde, warf Lineker, der seit 25 Jahren „Match of the Day“ moderiert, mangelnde Unparteilichkeit vor und forderte seinen Rücktritt, obwohl dies noch nie auf freiberufliche Moderatoren angewandt wurde, die eine private Meinung außerhalb ihres üblichen Themas zum Ausdruck bringen.

Unmittelbar danach kündigten seine Kollegen Ian Wright (ehemaliger Stürmer von Arsenal) und Alan Shearer (ehemaliger Stürmer von Newcastle United) an, dass sie aus Solidarität ebenfalls nicht an der Sendung teilnehmen würden. Ihnen folgten viele andere aus der gesamten Sportberichterstattung der BBC.

Das Ergebnis war, dass „Match of the Day“, ein seit 1964 laufendes Vorzeigeprogramm, auf nur 20 Minuten gekürzt wurde, ohne Kommentar oder Analyse, und dass andere Sendungen am Wochenende abgesagt oder stark eingeschränkt wurden. Auch in den Fußballstadien des Landes gab es eine Welle der Unterstützung für Lineker.

Und so musste die BBC am Montag zurückrudern: Linekers Suspendierung wurde aufgehoben, er wird wieder wie gewohnt als TV-Experte auf Sendung gehen. Konsequenzen gibt es ansonsten (vorerst) keine, es wurde lediglich angekündigt, die Richtlinien für die Social Media-Nutzung der BBC-Angestellten, die angeblich „für Verwirrung“ gesorgt hätten, zu überprüfen.

Auch wenn die Causa somit vorerst erledigt ist, besteht die Gefahr, dass die Frage des Umgangs der BBC mit der Affäre den nach wie vor sehr gefährlichen und rassistischen Inhalt des von Linkeker kritisierten Gesetzentwurfs überschatten wird.

Quelle: Morning Star / The Guardian / The Guardian

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