Die überraschende Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf kostet 120 Arbeitsplätze und stellt viele Beschäftigte vor große finanzielle Herausforderungen. Agrana begründet den Schritt mit steigenden Kosten, Marktliberalisierungen und sinkendem Zuckerverbrauch, während der Standort künftig nur noch als Logistik-Hub genutzt wird.
Bruck an der Leitha. Am Mittwoch wurde überraschend die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld (Bezirk Gänserndorf) geschlossen, wodurch rund 120 Arbeitsplätze verlorengehen.
„Es war ein Schockerlebnis, die Stimmung war wie auf einem Begräbnis“, erklärte Thomas Buder, Betriebsratsvorsitzender bei Agrana, gegenüber Heute. Viele der Beschäftigten haben ihr gesamtes Berufsleben in der Fabrik verbracht – einige seit ihrer Lehrzeit, andere mit über 40 Dienstjahren. „Für diese Menschen bricht eine Welt zusammen!“
Ähnlich äußerte sich Betriebsrat Dietmar Hubek gegenüber den NÖN: „Sie verlieren ihren Arbeitsplatz und müssen sich einen neuen Job suchen. Das wird für viele Kollegen sehr, sehr schwer werden.“ Besonders betroffen seien jüngere Beschäftigte, oft Eltern, die noch jahrelang Kredite für ihre Wohnraumschaffung zurückzahlen müssen und nun vor großen finanziellen Problemen stehen. Zudem hatte die Mehrheit der Belegschaft bisher eine Anfahrtszeit von höchstens 30 Minuten – auch das könnte sich mit der Jobsuche drastisch ändern.
Standort zum Logistik-Hub degradiert
Die Arbeiterinnen und Arbeiter werden nun beim AMS zur Kündigung angemeldet, während der Betriebsrat einen Sozialplan aushandeln muss. Der Standort in Leopoldsdorf wird laut Agrana künftig nur noch als Logistik-Hub weitergeführt. Zucker soll in den bestehenden Silos gelagert und abgepackt werden. Darüber hinaus prüft das Unternehmen verschiedene Zukunftsszenarien für die wirtschaftliche Nutzung des 70 Hektar großen Werksgeländes.
Die Entscheidung zur Schließung basiert laut Agrana auf einer umfassenden Analyse der wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Steigende Produktionskosten, sinkender Zuckerverbrauch in der EU, zunehmender Wettbewerbsdruck durch Marktliberalisierungen (Mercosur und Ukraine) sowie regulatorische Vorgaben machten den Betrieb an zwei Standorten in Österreich und Tschechien wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. Zudem lasse der Zuckermarkt nicht die Produktionsmengen zu, die eine langfristige Fortführung der betroffenen Standorte ermöglichen würden.
Quelle: Heute