Bei genauem Hinsehen zeigt sich, so der Historiker Gert Kerschbaumer, dass die Deportationen und Morde der Gestapo Salzburg ungesühnt blieben.
Salzburg. Am Freitag wurden rund 60 Namen veröffentlicht, darunter 59 Männer und eine Frau, die in Polizei, Justiz, Sonder- und Kriegsgerichten, dem „Volksgerichtshof“ und Konzentrationslagern an mörderischen Verbrechen beteiligt waren.
Seit dem Jahr 2007 hat das Personenkomitee in der Stadt Salzburg bereits 509 Gedenksteine verlegt, um an Menschen zu erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Der Historiker Gert Kerschbaumer, der die Liste „Täterspuren“ erstellt hat, erklärt, dass das Ziel darin bestand, herauszufinden, wer während der Zeit des Faschismus für den Tod von mindestens 1.500 Menschen in Stadt und Land Salzburg verantwortlich gewesen ist. Dabei lag der Fokus zunächst auf Vertretern von Polizei und Justiz: „Das sind Männer und Frauen, ohne die der Terror nicht hätte ausgeführt werden können, auch wenn er von anderen angeordnet worden ist.“
Die Liste enthält die Namen von NS-Tätern aus Salzburg sowie kurze biographische Informationen, einschließlich ihrer wichtigsten Karrierestationen in der Justiz und im damit verbundenen nazifaschistischen Unterdrückungsapparat. Die Opfer dieser Täter verloren ihr Leben in den Folterzentren der Gestapo, Gefängnissen und den Konzentrations- sowie Vernichtungslagern der Nationalsozialisten, die sich in verschiedenen Teilen Europas befanden. Einige der Opfer wurden auch im KZ Mauthausen getötet.
Namen der Henker fehlen oft
Kerschbaumer betont, dass Täter oft nur spärliche oder sogar versteckte Spuren hinterlassen. Beispielsweise fehlen die Namen der Täter auf den Meldungen der Kriegsgerichte in Salzburg über vollstreckte Todesurteile nach Berlin. Gleichzeitig zerstörten viele Juristen gegen Kriegsende ihre Akten, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen.
„Von den 24 Juristen, die in den Kriegsjahren im Justizgebäude Salzburg als Kriegsrichter fungierten, lassen sich bis jetzt bloß vier Österreicher namhaft machen, die Todesurteile gefällt haben“, erklärt der Historiker.
Karrieren in der Nachkriegszeit
Auf der Liste von Kerschbaumer befinden sich auch Täter, die in der Zweiten Republik, unabhängig von ihrer Beteiligung an dokumentierten NS-Verbrechen, erneut Karriere machen konnten. Dazu gehören ein Magistratsdirektor in Salzburg, ein Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele, Richter, Anwälte und Polizeibeamte. Der Wissenschaftler betont, dass diese Personen, die nach 1945 in Salzburg unbehelligt ihr Leben und ihren Lebensabend verbrachten, nie für ihre Taten im Faschismus zur Verantwortung gezogen wurden und kommt zum Schluss, dass sich bei genauem Hinsehen zeigen würde, „dass die Deportationen und Morde der Gestapo Salzburg ungesühnt blieben.“
Dieser Umstand wurde von kommunistischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und zahlreichen Opferverbänden in vielen Ländern immer wieder angeprangert, doch diese überhört man ja gern. Über die Komplizenschaft einer Vielzahl an hochkarätigen Amtsträgern konnte, wenn, dann nur nach ihrem Tod offen gesprochen werden, in Österreich wie auch in anderen Ländern, die unter dem Faschismus litten.
Quellen: ORF / Täterspuren