Die Corona-Pandemie sorgt im Profi-Sport mitunter für kuriose Situationen. In der Champions League der ETTU gaben nun sogar zwei Kinder ihr Debüt in der Elite – und dies mit einem Matchgewinn.
Düsseldorf. Pandemie-bedingt findet die diesjährige europäische Champions League im Tischtennis in einem lediglich achttägigen Turnier in Nordrhein-Westfalen statt – in einer „Blase“, unter rigiden Sicherheitsvorkehrungen und so weiter. Für den österreichischen Vertreter SPG Wels gab es bereits im Vorfeld Probleme: Adam Szudi lieferte einen positiven Corona-Test ab, woraufhin die gesamte erste Mannschaft sowie der Cheftrainer in Quarantäne mussten und nicht am Turnier in Düsseldorf teilnehmen konnten. Trotzdem musste die SPG Wels ein Team stellen, denn andernfalls wäre die Spielgemeinschaft aus den Welser ASKÖ- und Sportunion-Vereinen von der ETTU ausgeschlossen worden – dies ist insofern relevant, als man auch im Falle eines – absehbaren – Scheiterns in der CL im Frühjahr im zweitklassigen Europa Cup weiterspielen kann. Die Oberösterreicher stellten daher eilig ein „B‑Team“ zusammen, inklusive der beiden erst 12-jährigen Tischtennistalente Petr Hodina und Julian Rzihauschek. Und letzterer sorgte nun für eine Sensation.
Natürlich hatte die SPG Wels mit dem Kinder-unterstützten Ersatzteam keine Chance gegen die Gruppengegner Saarbrücken (deutscher Meister), Pontoise (französischer Tabellenführer) und Roskilde aus Dänemark, es setzte zweimal ein 0:3 und gegen die Dänen ein 1:3. Das eine gewonnene Match hatte es jedoch in sich, denn der einzige Punkt der Welser geht auf das Konto von Rzihauschek: Nach einem 0:2 Satzrückstand kämpfte sich der 12-Jährige zurück und siegte am Ende mit 6:11, 7:11, 11:7, 11:9 und 6:4 – gegen einen erwachsenen Gegner: Antoine Doyen aus Portugal ist zwar erst 19 Jahre alt, gehört aber zu den Top-100 der U‑21-Weltrangliste, im allgemeinen ITTF-Ranking liegt er immerhin auf Platz 872. In letzterem ist Rzihauschek natürlich noch gar nicht vertreten, doch dass er ein bemerkenswertes Talent ist, ist bekannt: In der ITTF-Kadettenwertung (U‑15) ist er bereits unter den 200 besten Spielern zu finden, obwohl die Kontrahenten drei Jahre älter sind. Insofern darf man davon ausgehen, dass der Sensationssieg von Düsseldorf nicht der letzte Auftritt von Rzihauschek in der ETTU-Champions League war, doch wird der nächste wohl erst in ein paar Jahren folgen.
Quelle: Der Standard