Einer der prominentesten Kämpfer gegen das südafrikanische Apartheid-Regime, der ehemalige Erzbischof Desmond Tutu, ist am 26. Dezember im Alter von 90 Jahren gestorben.
Kapstadt. Wie der Afrikanische Nationalkongress (ANC) bekanntgab, starb der ehemalige Erzbischof von Kapstadt, Desmond Tutu, am 26. Dezember 2021 im Alter von 90 Jahren.
Desmond Tutu war einer der weltweit bekanntesten Kämpfer für die Abschaffung der Apartheid in Südafrika. Er nutzte seine kirchlichen Funktionen dazu, die Politik der Rassentrennung auf das Schärfste zu kritisieren. 1984 wurde ihm für sein Wirken der Friedensnobelpreis verliehen.
Ab 1995 war Tutu Vorsitzender der „Wahrheits- und Versöhnungskommission“, die nach dem fulminanten Wahlsieg des ANC und der Wahl Nelson Mandelas zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas im Jahr 1994 geschaffen worden war. Die Aufgabe dieser Kommission war es, Verbrechen während des Apartheid-Regimes zu untersuchen und von den Tätern die vollständige Wahrheit über ihre Taten zu erfahren.
Dass dies nur partiell gelang, liegt auf der Hand. So wurden später viele Verbrechen durch die Justiz nicht verfolgt oder ad acta gelegt. Erst kürzlich kritisierte die Südafrikanische Kommunistische Partei (SACP), dass der Mord an ihrem früheren Vorsitzenden, Chris Hani, bis heute nicht vollständig aufgeklärt und vor allem die Hintermänner niemals gefunden wurden. Und die KP fordert, dass alle Fälle neu aufgerollt und untersucht werden, in denen das Verschwinden oder die Ermordung von Schwarzen durch das Apartheid-Regime noch nicht aufgeklärt ist. Die Nationale Staatanwaltschaft kündigte Anfang Dezember an, 25 Staatsanwälte mit der Untersuchung von bisher 60 ungeklärten Fällen, die von der Wahrheitskommission als Verbrechen angezeigt, aber bisher nicht verfolgt wurden, zu beauftragen.
In seinem späteren Wirken war Tutu durchaus widersprüchlich. So überwarf er sich mit der ANC-Regierung, weil diese dem Dalai Lama, den er persönlich eingeladen hatte, wiederholt keine Einreiseerlaubnis erteilte.
Er engangierte sich aber auch international für Frieden und Gerechtigkeit. Israels Politik gegenüber den Palästinensern bezeichnete der als Apartheid und er unterstützte die Bewegung „Boykott, Divestment and Sanctions“.
Wegen des Angriffskriegs auf den Irak forderte er, dass US-Präsident George W. Bush und der britische Premier Tony Blair vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gestellt werden.
Tutus Konzept von Versöhnung war sehr stark an die Lehren Mahatma Ghandis angelehnt, und hatte den Hauptfokus auf die Verhinderung von gewaltsamen Auseinandersetzungen, indem alle Menschen in Würde leben können. Wie weit das im heutigen Südafrika vor allem für die Mehrheit der Schwarzen von der Realität entfernt ist, wird er selbst gewusst haben.