Am Mittwoch besuchte der Generalsekretär der Partei das Dorf, in dem das Massaker vom 28. September geschah, und sicherte den Familien der Verstorbenen die Unterstützung der Partei zu. Im Hintergrund ist ein Landraub des pakistanischen Militärs im Gange, bei dem Banken und Industrien verwickelt sind und der den armen Bevölkerungsschichten Pakistans das Letzte zu rauben droht, was sie noch zum Überleben besitzen.
Karatschi. Am 28. September 2023 wurden sechs Bauern und zwei Bäuerinnen von pakistanischen paramilitärischen Kräften umgebracht. Dies geschah im Dorf Mari Jalbani (Provinz Sindh) – die Kommunistische Partei Pakistans spricht in diesem Fall von einem regelrechten „Massaker“. Später bezeichneten die paramilitärischen Kräfte zur Rechtfertigung ihrer Handlungen diese Bauernfamilien als Anhänger verschiedener ultranationalistischer und terroristischer Gruppierungen. Die Darstellung der Ereignisse vor Ort widerspricht jedoch den von den Polizeikräften verbreiteten Informationen.
Haftbefehl gegen Unbekannte
Die Familien der Verstorbenen blockierten die Nationalstraße aus Protest, da keine Anklage gegen diesen brutalen Vorfall erhoben worden war. Der eingetragene Haftbefehl wird von der KPP als „ein Hohn“ bezeichnet, „bei dem die Schuldigen unbekannt blieben, während die paramilitärischen Kräfte noch am Tag des Vorfalls in einer Pressemitteilung die Verantwortung für den Vorfall übernahmen“. Später stellte sich heraus, dass am Tag des Vorfalls ein weiterer Haftbefehl gegen rund 200 Bäuerinnen und Bauern eingetragen wurde.
Die KPP verurteilte den Vorfall und veranstaltete landesweit Proteste, auch vor dem Islamabad Press Club. Sie forderte den Obersten Richter des Obersten Gerichtshofs auf, gegen die Täter vorzugehen, „dieses tragische Ereignis zu untersuchen und eine hochrangige gerichtliche Untersuchung einzuleiten“, da die Polizeiermittlungen gegen die paramilitärischen Kräfte „ein Witz“ seien und den Familien der Verstorbenen, die seit dem Tag des Vorfalls in großer Angst leben, „niemals Gerechtigkeit bringen werden“. Die KPP forderte außerdem Entschädigungen für die Familien der Verstorbenen und für die bei dem Massaker Verletzten. Sie betont in einer diesbezüglichen Aussendung, dass „nichts das Leben der geliebten Menschen in den Familien ersetzen kann, aber es liegt in der Verantwortung des Staates, das finanzielle Wohlergehen der Familien sicherzustellen, da die Getöteten die einzigen Ernährer ihrer Haushalte waren.“
Druck auf die bäuerliche Bevölkerung
Am 11. Oktober 2023 besuchte Imdad Qazi, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Pakistans, das Dorf Mari Jalbani, um den Familien der Verstorbenen sein Beileid auszusprechen und die Unterstützung seiner Partei zuzusichern. Er bezweifelte, dass die Regierung in der Lage sei, gegen den mächtigen Sicherheits-Apparat vorzugehen, indem sie die Verantwortlichen für die Schüsse auf die Menschen verhaftet, ins Gefängnis steckt und ihnen schwere exemplarische Strafen auferlegt, damit sich ähnliche Vorfälle in Zukunft nicht wiederholen. Dabei, so Qazi, wäre es nicht falsch zu glauben, dass die Bäuerinnen und Bauern angegriffen wurden, um Druck auf die Bauern des Dorfes und der umliegenden Gebiete auszuüben, damit sie ihr Land friedlich und zu einem sehr niedrigen Preis abgeben. In jüngster Vergangenheit hat das pakistanische Militär nämlich das Land der Regierung und der armen Bauern im Namen der Landwirtschaft aufgekauft, um es als ein weiteres Unternehmen im ganzen Land zu nutzen.
Die vom Militär kontrollierten pakistanischen Stiftungen haben bereits verschiedene unternehmerische Aktivitäten im Zusammenhang mit Banken, Industrien, Handel, Exporten, Fluggesellschaften und Unternehmen des Dienstleistungssektors verfolgt. Sie zeigen nun ihren „imperialistischen Charakter“ noch deutlicher, so die KPP, indem sie das Land armer Bäuerinnen und Bauern in ganz Pakistan annektieren, dessen Fläche auf etwa 40 Millionen Hektar geschätzt wird.
Das Schweigen bürgerlich/feudaler Parteien zu diesem Thema, wie etwa der Pakistanischen Volkspartei (PPP), zeigt deutlich, so die KPP, „dass die lokalen feudalen und bürgerlichen Klassen jetzt als B‑Teams mit dem militärischen Establishment zusammenarbeiten, dessen Charakter einen Hauptwiderspruch zur Arbeiterklasse darstellt und schnell wächst, was das Feuer der nationalen Frage im Sindh weiter anheizen wird. Die KP Pakistans ist solidarisch mit den Familien der Verstorbenen und wird ihren Kampf für die Durchsetzung der Gerechtigkeit und der Rechte des Volkes von Sindh fortsetzen.“
Quelle: solidnet