Die Agrana AG hat angekündigt, die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfelde schließen zu wollen. Die Grundorganisation Weinviertel/Marchfeld der Partei der Arbeit Österreichs fordert die garantierte Fortführung des Betriebes.
Gänserndorf/Wien. Armin Kollarik, Gemeinderat der Partei der Arbeit (PdA) im Bezirk Gänserndorf und PdA-Sprecher für die Region Weinviertel/Marchfeld, möchte in der Diskussion um die Schließung der Zuckerfabrik Leopoldsdorf die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien in die Pflicht nehmen. Über eine komplexe Strukturkonstruktion sei Raiffeisen letztlich entscheidender Eigentümer der Agrana AG, die das Werk im niederösterreichischen Marchfeld betreibt.
Raiffeisen gegen Arbeitsplätze und Versorgungssicherheit
„Es liegt in der Verantwortung des Eigentümers, den Marchfelder Produktionsstandort im Sinne der Beschäftigten und Zulieferer sowie der autonomen Versorgungssicherheit Österreichs zu erhalten“, meint Kollarik. Die betroffene Gemeinde, Land und Bund dürften nicht durch einen großen Agrarkonzern, der sich als Genossenschaft tarnt, erpressen lassen. „Die Wirtschaftsmacht von Raiffeisen ist in Niederösterreichs Landwirtschaft bestimmend, nicht nur beim Zucker, sondern auch etwa in der Milchproduktion und ‑verarbeitung sowie bei der Fruchtproduktion“, erklärt der Neusiedler Gemeinderat. „Mit dieser quasi-Monopolstellung werden immense Profite mithilfe der Bauern, Arbeiter und Konsumenten lukriert, nun muss etwas zurückkommen, nämlich die garantierte Fortführung des Betriebes in Leopoldsdorf.“
Profit- und Standortlogik des Kapitalismus
Kollarik befürchtet jedoch, dass angesichts der kapitalistischen Wirtschaftskrise und der ohnedies immer präsenten Standortlogik gemäß billigster Arbeitskraft die Chancen schlecht stehen. „Raiffeisen/Agrana betreiben in Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Bosnien und Rumänien acht weitere Zuckerfabriken, wo die Lohnkosten, Sozialabgaben, Bodenpreise und Umweltstandards natürlich viel niedriger sind“, gibt der PdA-Sprecher zu Bedenken. „Insofern soll wohl in Österreich wieder einmal gespart werden und die Abhängigkeit von billigerer ausländischer Zulieferung erhöht werden.“ Dazu passe auch, dass im Bezirk Gänserndorf bereits 2006 das Agrana-Zuckerwerk in Hohenau geschlossen wurde, nun gehe es wohl um weitere profitorientierte „Rationalisierungen“ zulasten der Marchfelder Fabrikarbeiter und Rübenbauern. In weiterer Folge würde in Niederösterreich nur der Produktionsstandort in Tulln bleiben – vorerst.
Politische Verantwortung der ÖVP
Die politische Verantwortung sei klar bei der ÖVP zu verorten. „Im Vorstand und Aufsichtsrat der Raiffeisen-Holding sitzen ehemalige und aktuelle ÖVP-Politiker, Bauernbundfunktionäre und Landwirtschaftskammervertreter“, führt Kollarik aus. „Wenn die ÖVP tatsächlich etwas für die Bauern, Arbeiter und Angestellten sowie für die Sicherheit der österreichischen Lebensmittelproduktion tun möchte, so hätte sie alle Möglichkeiten hierzu in der Hand.“ Es sei jedoch fraglich, ob auch der politische und soziale Wille dazu vorhanden sei. „Großunternehmen können nicht immer nur Geld und Begünstigungen vom Staat erhalten, aber keine gesellschaftliche Verantwortung tragen. Wenn dies aus reiner Profitgier nicht möglich ist, dann müssen Betriebe eben übernommen und eigenständig weitergeführt werden: durch die Mitarbeiter und mit Hilfe von Bund und Land. Im Falle von Kampfmaßnahmen, steht die PdA hinter den Kolleginnen und Kollegen“, schließt Kollarik.
Quelle: Partei der Arbeit Österreichs