In Österreich steigt die Zahl jener Menschen, die sich aufgrund ihrer verzweifelten Lage bei der Schuldnerberatung melden. Auch die Kinderarmut erreicht ein erschütterndes Ausmaß.
Wien. Die Zahl der hilfesuchenden Menschen bei Schuldnerberatungsstellen steigt weiter an. Im vergangenen Jahr haben dort 18.500 Erstgespräche stattgefunden, wie der aktuelle „Schuldenreport“ beziffert – gegenüber 2021 bedeutet dies ein Plus um zehn Prozent. Für das laufende Jahr 2023 zeichnet sich anhand der ersten vier Monate ein weiterer Anstieg ab.
Die Gründe sind klar: Die anhaltenden Preissteigerungen treffen Menschen, die ohnedies wenig Geld zur Verfügung haben, besonders hart. Armut und Schulden hängen natürlich zusammen. Die durchschnittlichen Ausstände, die sich bei den Hilfesuchenden der Beratungsstellen angesammelt haben, betragen 60.000 Euro, die monatlich verfügbaren Finanzen liegen rund um 1.400 Euro. Manche können sich nicht einmal mehr einen Privatkonkurs, d.h. einen „geordneten Ruin“ leisten.
Das hat in vielen Fällen mit dem viel zu niedrigen Arbeitslosengeld zu tun, aber auch mit dem zu weit unten angesetzten Existenzminimum. Die Nettoersatzrate, Sozialleistungen und Pensionen, aber auch die Löhne müssten deutlich angehoben werden, um dem Problem entgegenzuwirken, aber das kann man von der Bundesregierung freilich nicht erwarten – sie vertritt nur die Interessen des Kapitals und der Reichen.
Daher werden sich die verheerenden Zahlen wohl weiter zuspitzen: 2022 lebten 201.000 Österreicherinnen und Österreicher in Armut, was gegenüber 2021 ein Plus von 40.000 markiert. Noch mehr Menschen befinden sich im Bereich der Armuts- und sozialen Ausgrenzungsgefährdung – hierzu zählen auch ca. 350.000 Kinder. In einem angeblich „reichen“ Land ist dies ein Skandal, für den der Kapitalismus und seine politischen Lakaien verantwortlich sind.
Quelle: Der Standard