HomePanoramaLeerstände im Andräviertel: Bürokratie und die ungelöste Wohnungsnot

Leerstände im Andräviertel: Bürokratie und die ungelöste Wohnungsnot

Im Salzburger Andräviertel stehen mehrere markante Gebäude, darunter die ehemalige Volkshochschul-Zentrale und das Sanatorium Wehrle, seit Jahren leer, ohne dass eine baldige Nutzung in Sicht ist. Anwohner und Beobachter äußern Besorgnis über die negativen Auswirkungen des anhaltenden Leerstands auf das Viertel.

Salzburg. Zwei markante Gebäude im Andräviertel in Salzburg stehen seit langer Zeit leer, und eine Lösung ist weiterhin nicht absehbar. Die frühere Zentrale der Volkshochschule ist seit 2013 ungenutzt, das Sanatorium Wehrle seit 2018. Anwohnerinnen und Anwohner im Viertel betonen, dass dies nicht die einzigen leerstehenden Gebäude sind.

Ehemalige Volkshochschule seit 2013 ungenutzt

Im Herbst 2013 verließ die Volkshochschule ihre frühere Zentrale an der Franz-Josef-Straße im Salzburger Andräviertel. Seitdem steht das Gebäude größtenteils leer und wurde lediglich zeitweise als Asylquartier genutzt.

Der Umbau des Gebäudes an der Franz-Josef-Straße in hochwertige Wohnungen sollte diesen Sommer beginnen, so der aktuelle Eigentümer, ein Immobilienentwickler aus Salzburg und Bayern, auf seiner Webseite. Allerdings wird sich der Beginn voraussichtlich auf den Herbst 2025 verschieben, trotz bereits aufgestellter Container im Hinterhof, wie auf Anfrage des ORF mitgeteilt wurde. Der Grund für die Verzögerung sind die langwierigen Genehmigungsverfahren, die bereits seit dreieinhalb Jahren andauern.

Besorgnis über die Auswirkungen auf das Viertel

Langjährige Beobachterinnen und Beobachter im Andräviertel, wie Susanne Tiefenbacher, Gründerin und frühere Leiterin eines Stadtteilvereins, äußern Besorgnis über den anhaltenden Leerstand. Sie sieht darin eine Gefahr für das „Gesamtgefüge eines Stadtteils“, in dem Wirtschaftstreibende, Bewohnerinnen, Bewohner und Gäste zusammenleben sollten. Tiefenbacher betont, dass die Atmosphäre deprimierend sei, wenn jedes zweite Geschäft leer steht. Zudem wisse man oft nicht, wie es mit den leerstehenden Gebäuden weitergehen solle.

Sanatorium Wehrle seit 2018 leer

Das ehemalige Sanatorium Wehrle, nur wenige Straßen entfernt, steht ebenfalls seit 2018 leer, und es gibt bislang keine Umbaupläne. Sechs Jahre nach der Verlegung des Spitalsbetriebs zu den Diakonissen nach Salzburg-Aigen werde es noch einige Zeit dauern, bis konkrete Pläne für die Nutzung des Gebäudes entwickelt werden können, so die Privatklinik Wehrle-Diakonissen auf Anfrage.

Die Privatklinik berichtet, dass der Betrieb in Aigen gut laufe. Man habe kürzlich investiert, und die Patienten seien sehr zufrieden. Ein Hindernis für den Umbau des ehemaligen Sanatoriums im Andräviertel sei vermutlich die Flächenwidmung, da das Gelände als Spital ausgewiesen ist und somit nicht für andere Zwecke genutzt werden könne.

Weitere Leerstände und Protestaktionen im Andräviertel

Tiefenbacher fügt hinzu, dass diese prominenten Fälle nicht die einzigen Leerstände im Andräviertel seien. Sie weist darauf hin, dass auch in den oberen Etagen vieler Gebäude in diesem Viertel zahlreiche Wohnungen leer stünden. Aus Protest gegen solche Leerstände wurde vor etwa zwei Jahren ein Stadthaus an der Franz-Josef-Straße, das Skistar Marcel Hirscher gehört, kurzzeitig besetzt. Heute sei das ehemals lange leerstehende Gebäude eine Baustelle, und es werde nach langer Zeit endlich revitalisiert.

Der Kapitalismus zeigt sich erneut unfähig, den offensichtlichen Widerspruch zwischen leerstehenden Gebäuden und der dringenden Wohnungsnot zu lösen. Während viele Menschen nach bezahlbarem Wohnraum suchen, stehen markante Gebäude wie im Salzburger Andräviertel jahrelang ungenutzt. Statt schnelle Lösungen zu finden, verzögern Investoren aufgrund bürokratischer Hürden und Profitinteressen die Nutzung dieser Ressourcen. Dieser Zustand verdeutlicht, dass ein auf Gewinnmaximierung ausgerichtetes System nicht in der Lage ist, die realen Bedürfnisse der Gesellschaft, wie den Zugang zu Wohnraum, effektiv zu adressieren.

Quelle: ORF

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