Erste Ergebnisse einer Umfrage zum österreichischen Gesundheitssystem wurden im Vorfeld des Austrian Health Forum (AHF) präsentiert. Diese weisen darauf hin, dass die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem sinkt.
Wien. Die Studie zum österreichischen Gesundheitssystem wurde im April 2021 durch Demox Research durchgeführt. Im Rahmen der Umfrage wurden 1.000 Menschen ab 16 Jahren online befragt. 59 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Gesundheitsversorgung in Österreich verschlechtert habe. Im Gegensatz dazu gaben nur 34 Prozent an, dass sie die Gesundheitsversorgung als „sehr gut“ beurteilen. Die restlichen Prozentpunkte entfielen auf „weiß nicht/keine Angabe“.
Subjektives Gesundheitsgefühl nimmt ab
Erschreckend ist, dass der Anteil jener, die sich krank fühlen, seit 2021 von 18 Prozent auf 32 Prozent stieg. In den letzten Jahren ist auch das subjektive Gesundheitsgefühl stark gesunken. Im April 2021 fühlten sich noch 75 Prozent der damals Befragten „völlig“ oder „größtenteils gesund und wohl“, und 18 Prozent „weniger“ oder „gar nicht gesund und wohl“. Bis zum Jahr 2023 stieg der Anteil jener, die sich nicht gesund fühlen, auf 32 Prozent, die überwiegende Mehrheit gab mit 67 Prozent aber weiterhin an, sich gesund zu fühlen.
Das ist wenig überraschend, nachdem die vergangenen Jahre mit der herrschenden Pandemie und die aktuellen Krisen wie der Ukrainekrieg und die Inflation das Wohlbefinden nicht erhöhen, sondern eine Belastung für die psychische wie auch physische Gesundheit darstellen
Pflegenotstand, Fachkräftemangel und Lieferengpässe bei Arzneimitteln
„Die traditionell hohe Zufriedenheit der Menschen in Österreich mit ihrem Gesundheitssystem hat erstmals tiefe Kratzer bekommen“, interpretiert Christoph Hörhan, Initiator des Austrian Health Forum, die Studienergebnisse: „Es ist höchste Zeit, aber noch nicht zu spät, das Ruder herumzureißen und endlich grundlegende Reformen einzuleiten. Am AHF diskutieren wir daher heuer unter dem Motto ‚Reform oder Revolution‘, wie das doch noch gelingen kann.“ Beim AHF-Schladming kommen von 11. bis 13. Mai 2023 350 Vordenker:innen aus dem Gesundheitsbereich in Schladming zusammen: Unter dem Motto „Reform oder Revolution“ diskutieren sie unter anderem über Pflegenotstand, Fachkräftemangel und Lieferengpässe bei Arzneimitteln.
Der Titel des Forums erscheint wie eine Art Euphemismus, der die Menschen in die Irre führen soll. Während die Diagnosen des Pflegenotstandes und Fachkräftemangels sowie die Problematisierung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln korrekt sind, ist eine Revolution im Gesundheitssystem zugunsten der Bevölkerung keineswegs zu erwarten bei den aktuellen Kräfteverhältnissen. Es kommt maximal zu Reförmchen und Verschlimmbesserungen. Für mehr braucht es nicht nur per Umfrage attestierte Unzufriedenheit. Es braucht gesellschaftliche Organisierung, die an manchen Stellen, wie beispielsweise in verschiedenen Krankenhäusern, mittlerweile auch teilweise stattfindet. Der Arbeitskampf und die Organisierung sind zu begrüßen, müssten jedoch viel weiter gehen, um tatsächlich für spürbare Verbesserungen im Sinne der Mehrheit zu führen. Dann kann es zu Reformen kommen, die wenigstens kurz- bis mittelfristig zu einer Verbesserung führen können, aber eine Revolution des Gesundheitssystems im Sinne der Mehrheit ist nicht zu erwarten in der herrschenden Wirtschaftsform.
Quelle: AHF