Unter Beteiligung von SPÖ-Landshauptmann Peter Doskozil und dem Infanterieregiment 76 des Bundesheeres aus dem Bezirk Neusiedl fand am Wochenende 04./05. September 2021 in Jennersdorf eine große Ehrung des letzten Habsburger-Kaisers Karl statt.
Jennersdorf. Die südlichste Bezirkshauptstadt des Burgenlandes hat sich für das 100-Jahr-Jubiläum etwas ganz besonderes ausgedacht. Es wird nicht nur das 100-jährige Bestehen des Bundeslandes und damit auch die Zugehörigkeit zur Republik Österreich gefeiert, sondern auch „100 Jahre Kaiser Karl in Jennersdorf“.
Der letzte Habsburgerkönig war drei Jahre nach seiner Absetzung und der Errichtung der Republik nach einem weiteren seiner operettenhaften Versuche, die Monarchie wiederherzustellen, in Jennersdorf gelandet, wo er laut den Ausstellungsmachern vom Jennersdorfer Volk „begeistert empfangen“ wurde.
Nun werden die Jennersdorferinnen und Jennersdorfer zu diesem Zeitpunkt noch ein wenig der Monarchie nachgetrauert haben, sicher aber werden sie kaum Kenntnis von den schrecklichen Verbrechen gehabt haben, die auf das Konto der Habsburger gehen. Schließlich wurden die Völker der Monarchie vor und während des ersten Weltkrieges ja lange genug mit der Habsburger Feind-Propaganda überflutet, ohne Zugang zu anderen Nachrichtenquellen zu haben. „Jeder Schuss ein Russ“ hiess es zu Beginn des ersten Weltkrieges und „Serbien muss sterbien“.
Kriegsverbrecher und Giftgasmörder
In der Schlacht am Isonzo in Italien wurde mit Billigung des damals bereits im Königs- und Kaiseramt befindlichen Karl Giftgas gegen die italienischen Truppen eingesetzt. Das und auch noch viele andere Untaten der Habsburgerarmee sowie ihrer Verbündeten qualifiziert ihn zweifellos zum Kriegsverbrecher.
Im Ersten Weltkrieg – für den Kaiser Karl von 1916 bis 1918 seitens Österreich-Ungarns die Verantwortung trug – starben mehr als neun Millionen Soldaten, darunter über zwei Millionen aus Deutschland, fast 1,5 Millionen aus Österreich-Ungarn, über 1,8 Millionen aus Russland, annähernd 460.000 aus Italien. Frankreich hatte über 1,3 Millionen, Großbritannien rund 750.000 militärische Todesfälle zu beklagen. Dieser erste Weltkrieg wurde unter einem Vorwand von Österreich-Ungarn losgetreten.
SPÖ-Landeshauptmann Doskozil mit dabei
Wie es also im Burgenland beim heutigen Kenntnisstand jemand schafft, diesen Verbrecher zu ehren, ist ein Rätsel. Man will in Jennersdorf entweder besonders orginell sein, oder man ist besonders resistent gegen historisches Wissen. Etwas Auskunft geben da die Worte des Jennersdorfer Bürgermeisters Reinhard Deutsch, dass man die Geschichte nicht bewerten, sondern nur „verstehen“ wolle. Viel scheint man da aber nicht verstanden zu haben.
Dass sich für dieses unwürdige Kaiser-Spektakel auch noch der sozialdemokratische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil hergab, ist besonders würdelos, ebenso die Teilnahme des Bundesheeres der Republik.
ORF-Hofberichterstattung und Denkmalenthüllung
„Der Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten: Vertreter aus Ungarn und dem Burgenland, sowie der Kirche enthüllten ein Denkmal in Erinnerung an den kaiserlichen Besuch vor 100 Jahren“ vermeldet der ganz auf K.u.K.-Hofberichterstattung getrimmte ORF-Burgenland, der in seinem Bericht aus Jennersdorf kein einziges Wort der kritischen Reflexion über Kaiser Karl verliert.
Schade, dass die ungarische Räterepublik zu dieser Zeit nicht mehr existierte, sonst hätten 1921 die Milizen der ungarischen Revolutionsregierung dem Kaiserspuk in Jennersdorf mit einem kurzen Grenzübertritt ein Ende bereiten können, und die peinlichen Feierlichkeiten unter SPÖ-Beiteiligung hätten den Charakter einer Trauerfeier.
Quelle: ORF Burgenland