HomePolitikKahlschlag bei Niederösterreichs Krankenhäusern?

Kahlschlag bei Niederösterreichs Krankenhäusern?

Lange hat es nicht gedauert, bis nach den gegenteiligen Erfahrungen aus der Corona-Pandemie nun wieder im Gesundheitssystem gespart werden soll. In Niederösterreich könnte es bald weniger Krankenhäuser, weniger Betten, weniger Akutversorgung und weniger Intensivstationen geben.

Sankt Pölten. Als größtes österreichisches Bundesland verfügt Niederösterreich über 27 Landeskrankenhäuser – vom Amstetten bis Zwettl (alphabetisch), von Gmünd bis Neunkirchen (geografisch). In einem Strategiepapier, das die Landesgesundheitsagentur in Auftrag gegeben hat, wird nun eine Reduzierung des Angebots empfohlen. Vier Standorte sollen geschlossen, vier weitere heruntergefahren werden.

Betroffen ist zunächst vor allem das Weinviertel: Die Spitäler Korneuburg, Stockerau und Hollabrunn sollen komplett der “Restrukturierung” zum Opfer fallen, an ihre Stelle könnte ein einzelndes “Landeskrankenhaus Weinviertel Südwest” treten. Nachdem gleichzeitig der Standort Gänserndorf zum Primärversorgungszentrum degradiert werden soll, bliebe mit Mistelbach nur noch ein weiteres Krankenhaus im Weinviertel. Die Kliniken Klosterneuburg (Industrieviertel), Melk (Mostviertel), Gmünd und Waidhofen an der Thaya (jeweils Waldviertel) sind jene Kandidaten, die zu “Sonderkrankenanstalten” umgebaut werden sollen – das bedeutet vor allem, dass es in ihnen keine Akutversorgung mehr geben wird.

Systemparteien haben aus Corona nichts gelernt

Offensichtlich ist, dass es den Verantwortlichen – und dies ist am Ende die Landesregierung aus ÖVP und FPÖ – um massive Einsparungen auf dem Rücken der Pantientinnen und Patienten geht. Standort- und Stationsschließungen sind natürlich ein Mittel, Kosten zu reduzieren – für die betroffene Bevölkerung bedeutet dies natürlich eine Ausdünnung der Versorgung, längere Wartezeiten, längere Anfahrtszeiten und somit potenziell bei Unfällen oder akuten Erkrankungen gesundheitgefährdende oder gar lebensbedrohliche Verzögerungen. Hierbei wird es mitunter um Leben und Tod gehen. Nebenher implizieren Spitalsschließungen freilich auch die Abwanderung von Fachärzten aus der jeweiligen Gegend.

Kurz gesagt: Die verantwortungslosen Pläne der Landesregierung bedeuten schlicht und ergreifend eine weitere Verschlechterung und Ausblutung des österreichischen Gesundheitssystems zulasten der Bevölkerung. Dabei darf man in Erinnerung rufen, dass es schon seit Jahrzehnten von allen Parteien auf Bundes- und Landesebene kaputtgespart wurde. Vieleicht erinnert sich ja noch jemand: 2021 mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass das österreichische Gesundheitswesen nicht ausreichend auf eine Pandemie vorbereitet war. Und jetzt soll die Conclusio sein: Noch weniger Standorte, noch weniger Betten, noch weniger Intensivstationen? Auf so eine asoziale Idee muss man erst einmal kommen…

Es braucht mehr Geld für ein besseres Gesundheitssystem!

Natürlich wäre das genaue Gegenteil notwendig. Die Regierungen haben bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nicht zu sparen, sondern zu investieren, um allen Menschen flächendeckend die bestmögliche medizinische Versorgung zu garantieren. Es braucht mehr Versorgung und mehr Angebote, nicht weniger. Das bedeutet, dass keine Spitäler zugesperrt werden sollten, sondern einige sogar erweitert. Gerade in Niederösterreich sind viele Patientinnen und Patienten auf Wien angewiesen. Natürlich braucht es dafür mehr Geld und mehr Personal – und, im Gesamtsystem gedacht, übrigens auch mehr Kassenärzte und ‑ärztinnen.

Aber so ist es nun mal, wenn selbst staatliche Krankenkassen und öffentliche Spitäler den menschenfeindlichen Regeln des Kapitalismus unterworfen werden: Die Gesundheit und das Leben der Menschen interessieren die bürgerlich-kapitalistischen Systemparteien nicht. Und die Reichen können sich eh alles über private Einrichtungen leisten.

Quelle: Der Standard

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