HomePolitikLR Tilg macht endlich alles richtig und tritt zurück

LR Tilg macht endlich alles richtig und tritt zurück

Seit 2008 war Bernhard Tilg (ÖVP) Landesrat in Tirol, doch (unrühmlich) berühmt wurde er erst durch die Corona-Pandemie. Nun verlässt er mit einem Jahr Verspätung die Politik.

Innsbruck. Wenige Stunden nach dem Rücktritt von Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf musste die Tiroler Landesregierung von Günther Platter (ÖVP) den nächsten „Verlust“ bekanntgeben: Am Dienstagabend wurde publik, dass auch Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg den politischen Tirolerhut nimmt und nach Hall überstellt wird. – Gut, der ohnedies schlechte Witz zündet im uninformierten Ostösterreich wohl nicht: Hall in Tirol ist das westliche Äquivalent zu Steinhof oder Gugging. Doch natürlich kommt Tilg nicht in die psychiatrische Klinik von Hall, sondern an die dortige Privatuni, wo er früher schon tätig war, sogar als Rektor. 2008 wechselte er in die Landeregierung und war dort zunächst eher unauffällig – es ist ja nicht andauernd irgendeine Pandemie im alpinen Après-Ski-Paradies.

Trotzdem ist es Corona zu verdanken, dass Tilg weltberühmt in Österreich wurde – und berüchtigt. Denn im Zuge der Fragestellung, ob bei Ausbruch der Pandemie im Skiort Ischgl nicht doch das eine oder andere behördlich-politische Versäumnis vorgelegen wäre, verneinte Tilg stetig damit, man habe „alles richtig gemacht“. Im ZiB-2-Interview mit seinem Tiroler Landsmann Armin Wolf wiederholte Tilg damals diesen Satz noch bemerkenswerte zwölf Mal. Comedy kann er, Pandemieeindämmung und Gesundheitsmanagement eher nicht. Von Ischgl ausgehend sind zehntausende Infektionen in ganz Europa verfolgbar, was ja schon unrühmlich genug wäre. Zuletzt bahnte sich jedoch der nächste Corona-Skandal rund um die Tiroler Landesregierung an: Sie hatte die Firma HG Pharma freihändig, d.h. ohne Ausschreibung, mit einem lukrativen Vertrag für PCR-Tests ausgestattet, und der Betreiber dieses Unternehmens ist nicht nur wissenschaftlich-wirtschaftlich „umstritten“, sondern inzwischen zeigt sich auch, dass die Tests die nötigen Qualitätsstandards offenbar nicht erreichen: Sie sind zu unzuverlässig und lieferten falsche Ergebnisse im großen Stil. Da nützt das beste Testprogramm freilich auch nix.

Die Opposition verlangt von Landeshauptmann Platter Aufklärung, dieser reagiert anscheinend mal mit zwei (natürlich freiwilligen und kontextlosen) Bauernopfern aus seiner Landesregierung, nämlich Zoller-Frischauf und Tilg. Humoristisch schade, denn bei letzterem wäre noch hie und da ein skurriler Auftritt drinnen gewesen, doch für die Gesundheit und das Leben der Tiroler Bevölkerung ist es wohl besser so. Insofern hat Tilg zumindest mit seinem Rücktritt nun „alles richtig gemacht“, wenngleich ein Jahr zu spät.

Quelle: ORF

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