Im Bundesland Salzburg sollen künftig „Problemwölfe“ abgeknallt werden – auch die Grünen stimmten der Verordnung zu.
Salzburg. Die ÖVP-geführte Landesregierung von Salzburg hat sich auf eine Vorgehensweise gegenüber dem angeblichen „Wolfproblem“ geeinigt. Mit 20. August tritt eine Verordnung in Kraft, die eine „Entnahme“ von „Problemwölfen“ erlaubt. Letztere werden als solche definiert, wenn sie binnen eines Monats 25 Nutztiere töten oder verletzen. Ist dies nachgewiesen, so kann der Täter in einem Zeitrahmen von vier Wochen von Jägern abgeknallt werden. Die Verordnung der Landesregierung ist allerding geografisch beschränkt, sie gilt (vorerst) lediglich für die Reviere Rauris, Kaprun-Fusch und Gastein-West.
Schutzbestimmungen werden ignoriert
Dass der Abschuss von Wölfen erleichtert wird, entspricht den Forderungen der Jägerschaft sowie eines Teils der viehhaltenden Landwirtschaft. Allerdings ist die nunmehrige Verordnung auch vehementer Kritik ausgesetzt: Der Wolf genießt in Österreich eigentlich einen strengen Schutz, nach der FFH-Richtlinie der EU, nach dem nationalen Naturschutzgesetz sowie gemäß den Landesjagdgesetzen. Insofern könnte sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit noch herausstellten, dass die Verordnung der Salzburger Landesregierung schlichtweg rechtswidrig ist (das kennen wir ja schon von der Bundesebene). Dass neben der ÖVP und den NEOS übrigens auch die Grünen den Abschussplänen zugestimmt haben, ist ein neuer Tiefpunkt der ehemaligen bzw. angeblichen Natur- und Tierschutzpartei.
Herdenschutz sollte verbessert werden
Denn im Sinne des Artenschutzes ist die Verordnung auf keinen Fall: Der Wolf wurde in Österreich bereits einmal, nämlich 1882, ausgerottet. Die zaghafte Wiederansiedelung, die erst seit der Jahrtausendwende eine gewisse Nachhaltigkeit zeigt, ist quantitativ überschaubar, die österreichische Population ist in Wirklichkeit minimal, ein Gutteil fluktuiert. Daher wäre es wohl angeraten, den Wolfsbestand zu schützen, anstatt zu reduzieren. Und gleichzeitig müsste man mit Bundes- und Landesförderungen den Herdenschutz verbessern, wie es z.B. in der Schweiz durchaus möglich ist – und dort gibt es wesentlich mehr Wölfe als in Österreich. Aber natürlich ist es wesentlich einfacher und billiger, eine stark bedrohte Wildtierart einfach ein zweites Mal auszurotten.
Quelle: ORF