Kommentar von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA).
Die selbsternannten Sittenwächter und Jungmachos, die Mädchen und Frauen Vorschriften bezüglich ihrer Bekleidung machen wollen, sind nicht erst vor kurzem hierhergekommen. Zumindest auf die meisten trifft zu, dass sie ohnehin schon in Österreich aufgewachsen sind. Ein gewisses Reservoir bildet sich da im türkisch-islamischen Bereich. Präsident Recep Tayyip Erdogan gibt die Linie vor, und diese driftet immer weiter ins radikalislamische Eck ab.
Die Haltung von Kämpferinnen für die Rechte der Frau in vielen Ländern, in denen eine Spielart des Islam eine staatstragende Rolle spielt, kann so beschrieben werden: Niemand hat einer Frau vorzuschreiben, dass sie sich verhüllen muss, es hat ihr aber auch niemand vorzuschreiben, dass sie es nicht tut. Während jetzt vom Westen Krokodilstränen über das ungewisse Schicksal der afghanischen Frauen vergossen werden, hat man kein Problem mit anderen religiösen Diktaturen. Erst kürzlich reiste Außenminister Schallenberg durch einige arabische Länder, um die Wirtschaftsbeziehungen zu fördern. Dass er dort die Unterdrückung der Frauen kritisiert hätte, ist nicht bekannt.
Tatsächliche Religionsfreiheit durchsetzen
Im ersten Teil dieses Kommentars wurde von FKK- und Oben-Ohne im Bad gesprochen, das als Errungenschaft und als Teil der Entstaubung unseres Landes vom katholischen Mief angesehen wurde. Das lässt sich mit den Grundsätzen der meisten muslimischen Religionen sowieso nicht vereinbaren. Vielmehr wird ja sogar eine Trennung von Männern und Frauen für nötig gehalten, und Frauen sollen Ganzkörper-Badeanzüge, sogenannte Burkinis tragen. Dieser Vorschrift tragen auch bereits die Sportartikel- und Bekleidungshersteller Rechnung, indem sie modisch gestylte Ganzkörperbadeanzüge für die Frauen anbieten.
Nun kommen einige Bäder diesen Wünschen entgegen, und deklarieren eigene Frauenbadetage, bei manchen ist das ein ganzer Tag, bei manchen nur ein paar Stunden, in denen Frauen ungestört von Männern baden können. Das ist ja nichts verwerfliches.
Problematisch wird es erst, wenn in solchen Bädern dann das Kommando von religiösen Fundamentalistinnen übernommen wird, und diese anderen Frauen Vorschriften machen wollen. Etliche solcher Vorfälle werden aus der Schweiz und der BRD berichtet, wo es sogar eigene Frauenbäder gibt.
Hinzu kommt, dass es muslimischen Mädchen sehr schwer gemacht wird, am Schwimmunterricht in der Schule überhaupt teilnehmen zu können. Das Ergebnis ist, dass eine immer größere Anzahl der Heranwachsenden nicht schwimmen kann.
All diese Probleme sind nur lösbar, wenn eine tatsächliche Religionsfreiheit gilt, und Vorschriften, die alle betreffen, nur vom Staat, und nicht von Religionsgemeinschaften gemacht werden können.
Man tut den Kämpfen der Frauen um ihre Rechte in Ländern mit theokratischer Herrschaft wie Afghanistan, Pakistan oder Iran sicher keinen Gefallen, wenn man sich hier im Westen mit der fundamentalistischen Auslegung des Koran arrangiert, und das vielleicht auch noch im Zeichen des Feminismus. Natürlich soll auch hier in Österreich jede Frau das Recht haben, ein Kopftuch zu tragen, wie sie auch das Recht haben muss, keines zu tragen, auch als Muslima.
Staat trägt Verantwortung für Bildung der Kinder
Für die Bildung der Kinder hingegen trägt der Staat die Verantwortung, und da ist durchzusetzen, dass Kinder unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit am gesamten Schulunterricht teilnehmen können, und dazu gehört auch Sport und Schwimmen.
Eine tatsächliche Trennung von Kirche und Staat gibt es bis heute nicht, sie ist aber notwendig, wenn der Staat seine Aufgabe, dem Volk Bildung zu vermitteln, ernst nimmt. Das inkludiert auch Aufklärung, politische wie sexuelle, dazu müsste auch ein allgemeiner Ethikunterricht gehören. Im Moment wird dieser nur für Konfessionslose angeboten, was eigentlich ein schlechter Witz ist. Denn genau jene Kinder, die im Religionsunterricht – gleich welcher Religion – mit Irrationalem traktiert werden, sollten als Ergänzung auch die Ethik verschiedener philosophischer Richtungen der Aufklärung kennenlernen.
Wie schrieb Karl Marx über Religionen allgemein: „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.“ Was also wiederum dahin führt, ebenfalls mit Marx gesprochen, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes Wesen ist“.