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70. Jahrestag des Angriffs auf die Moncada-Kaserne

Am 26. Juli 1953 unternahm Fidel Castro mit 115 Mitstreitern den Angriff auf die Moncada-Kaserne. Das Unternehmen scheiterte, doch gilt das Datum zurecht als Beginn der Kubanischen Revolution. Wir dokumentieren zu diesem Anlass einen Auszug aus einer Ansprache von Tibor Zenker, Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA), die dieser bei der Festveranstaltung zum 70. Jubiläum des Angriffs auf die Moncada-Kaserne am 22. Juli 2023 in Wien hielt.

Wir begehen heute, aus terminlichen Gründen ein paar Tage verfrüht, den 70. Jahrestag des Angriffs auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am 26. Juli 1953. Es ist auf den ersten Blick ein seltsamer Feiertag, denn die Aktion gegen die Diktatur Batistas scheiterte damals. Doch es handelte sich, in einer größeren Dimension betrachtet, auch um einen Anfang, um den Beginn des Aufstandes, um den Beginn der Kubanischen Revolution, die am 1. Jänner 1959 siegreich enden sollte.

Was geschah nun also am 26. Juli 1953 in Kuba? Wir müssen zunächst noch weiter zurückgehen: Am 10. März 1952 hatte Fulgencio Batista einen Militärputsch durchgeführt und die Macht in Kuba übernommen. Er war ein Vertreter des Antikommunismus, des US-Imperialismus und der CIA, aber auch ein offenkundiger Lobbyist der US-amerikanischen Mafia. Die eigentlich vorgesehenen Wahlen konnten nicht mehr stattfinden, Batista regierte weitgehend uneingeschränkt.

Es gab durchaus Widerstandsgruppen, darunter Mitglieder der um den sicheren Wahlsieg betrogenen „Orthodoxen Partei“, einer tendenziell national-souveränistischen, z.T. sozialdemokratischen Organisation. Für sie wäre auch der junge Rechtsanwalt Fidel Castro Ruz ins Abgeordnetenhaus eingezogen. Gemeinsam mit Gleichgesinnten, viele davon aus der „Orthodoxen Jugend“, aber auch mit marxistischer Schulung ausgestattet, plante er den Sturz des Batista-Regimes, was als ein Akt des in der Verfassung von 1940 verankerten Widerstandsrechtes betrachtet wurde.

Im Vorfeld des 26. Juli 1953 sammelte Castro rund 160 Mitkämpferinnen und Mitkämpfer, die zwei bewaffnete Angriffe unternehmen sollten – einen größeren auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba, einen kleineren auf die Céspedes-Kaserne in Bayamo im Osten des Landes. Es handelte sich um einen Aufstandsversuch, denn in den Kasernen sollten Waffen besorgt werden, danach wären öffentliche Einrichtungen, Verkehrsknotenpunkte, Telekommunikationseinrichtungen und Rundfunkanstalten zu besetzen gewesen – das Ziel war der Volksaufstand.

Die Vorbereitungen waren gewissenhaft und keineswegs unprofessionell, doch die Bedingungen schwierig und die Kräfteverhältnisse ungünstig. Castro selbst beteiligte sich am Angriff auf die Moncada-Kaserne, wobei er schließlich nur noch 115 Kämpfer zur Verfügung hatte – die Armee war an Truppenstärke überlegen, natürlich auch bezüglich der militärischen Ausrüstung. Die Operation war zum Scheitern verurteilt: Acht Angreifer und 19 Soldaten wurden bei den unmittelbaren Gefechten getötet, dann mussten sich die Aufständischen zurückziehen und untertauchen. Das Militär und die Geheimpolizei unternahmen blutige Racheaktionen gegen tatsächliche und mutmaßliche Beteiligte, 55 wurden verhaftet, gefoltert und ermordet bzw. sofort erschossen.

Fidel Castro wurde am 1. August festgenommen. Der Erzbischof von Havanna hatte sich erfolgreich für ein Ende des Massakers an den Rebellen eingesetzt, daher kam es zu einer Gerichtsverhandlung. Am 16. Oktober 1953 hielt Castro seine flammende Verteidigungsrede, die zur Anklage gegen das Batista-Regime wurde und die mit den berühmten Worten endete: „Die Geschichte wird mich freisprechen“. Das Gericht allerdings verurteilte ihn zu 15 Jahren Gefängnis. Am 15. Mai 1955 wurde Castro jedoch mit anderen Mitstreitern, darunter sein Bruder Raúl, aufgrund des öffentlichen Drucks im Zuge einer Generalamnestie freigelassen. Er ging ins Exil nach Mexiko.

Der Rest ist Geschichte – man kann hier nicht im Detail darauf eingehen, nur die Eckpunkte: In Anlehnung an das Datum des gescheiterten Angriffs auf die Moncada-Kaserne gründete Castro im Sommer 1955 die „Bewegung des 26. Juli“ (M‑26–7) als neue revolutionäre Organisation. 82 Kämpfer wurden in Mexiko im Guerillakampf ausgebildet, inzwischen war auch ein junger argentinischer Arzt namens Ernesto Guevara hinzugestoßen, den die Kubaner „Che“ nannten. Am 2. Dezember 1956 kamen die Partisanen mit dem Boot „Granma“ auf Kuba an und begannen den eigentlichen Revolutionskrieg. Trotz herben Rückschlägen – nicht zuletzt gleich im ersten Gefecht – und trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit waren die Rebellen nach zwei Jahren siegreich: Batista musste fliehen, die „Barbudos“ zogen am 1. Jänner 1959 triumphal in Havanna ein. Die Kubanische Revolution sollte einen sozialistischen Charakter annehmen – und bis heute ist die Republik Kuba ein kleines, aber standhaftes Bollwerk des Sozialismus auf der kapitalistischen und imperialistischen Welt, dem unsere geschwisterliche und internationalistische Solidarität gilt – dem kubanischen Volk, das seine Befreiung erkämpft hat, der revolutionären Regierung der Volksmacht und natürlich unserer Schwesterpartei, der Kommunistischen Partei Kubas (PCC).

Der 26. Juli 1953, um den es heute geht, war vielleicht nicht die sofortige, massenhafte Initialzündung der Revolution, aber doch ihr Beginn – nämlich auch in den Köpfen des Volkes, der Arbeiterklasse, der Bauern, der demokratischen Intelligenz. Auch Fidel Castros Verteidigungsrede vor Gericht trug das Ihre dazu bei, dass er zum bekannten und schließlich anerkannten Comandante en Jefe der Revolution werden konnte, dass die Guerillaarmee in der Sierra Maestra stärker wurde, wie auch der Volkswiderstand in den Städten. Vielleicht hätte sich die Kubanische Revolution unter anderen Umständen einen anderen Weg gesucht, aber in dieser Form war sie nur möglich aufgrund des 26. Juli 1953. Insofern ist der, wenngleich gescheiterte, Sturm auf die Moncada-Kaserne ein Symbol, das weit über sich selbst hinausweist. Er war ein Fanal für den Befreiungskampf der Völker gegen den Imperialismus, für den weltweiten Klassenkampf gegen den Kapitalismus.

Daher gedenken wir heute der gefallenen Helden von Santiago de Cuba und Bayamo sowie der im Nachhinein ermordeten Opfer. Wir feiern den Mut und die Entschlossenheit der Rebellen um Fidel Castro – und indirekt den Sieg der Kubanischen Revolution, auch wenn dieser erst fünfeinhalb Jahre später verwirklicht werden sollte.

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