Sektionschef Christian Pilnacek möge in Frieden ruhen. Niemand braucht die Erklärungen des Altkanzlers Kurz dazu. – Ein Kommentar von Otto Bruckner.
Ein Mann betrinkt sich in Wien und fährt dann mit dem Auto in sein Zuhause, das dutzende Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt. Im Bereich Stockerau verpasst er offenbar die richtige Ausfahrt, fährt ab und als Geisterfahrer wieder auf die Autobahn auf. Geisterfahrer verursachen oft schwere Verkehrsunfälle, bei denen vollkommen unbeteiligte Menschen zu Tode kommen. Sie gelten als eine der größten Gefahren im Straßenverkehr, noch dazu, wenn sie betrunken sind.
Der Polizei gelingt es, den Mann anzuhalten, ihn einem Alkotest zu unterziehen und ihm den Führerschein abzunehmen, nachdem seine Alkoholisierung festgestellt wurde. Er wird mit auf den Polizeiposten genommen, und eine andere Person holt ihn schließlich ab. Stunden später wird er tot aufgefunden, offenbar war es Suizid. Eine tragische Geschichte.
Der gerade vor Gericht stehende Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz gibt an, noch Stunden davor mit ihm telefoniert zu haben. Laut der Zeitung OE24 sagt Kurz, der Mann wäre in den Tod getrieben worden.
Es handelt sich beim Geisterfahrer um Christian Pilnacek, seinerzeit mächtiger Sektionschef im Justizministerium mit guten Verbindungen zur ÖVP. Sein SMS „wer vorbereitet Gernot“, nachdem der ehemalige Finanzminister Gernot Blümel zu einer Einvernahme bei der WKStA erscheinen sollte, erreichte große Bekanntheit. Ebenso seine Weisung gegenüber der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, das Eurofighter-Verfahren zu „daschlogn“.
Pilnacek soll ein Spitzenjurist gewesen sein, jedoch gehörte er zu jener Sorte von hohen Beamten, die ein unerträgliches Maß an Arroganz entwickelt haben.
Verschiedene Vorfälle führten schließlich zu seiner Suspendierung. Kurz lamentierte, was das „mit ihm gemacht“ habe. Wissen Sie, Herr Altkanzler, was es mit den Angehörigen gemacht hätte, wenn Pilnacek als Geisterfahrer jemanden getötet hätte? Wohl kaum, denn Empathie gehört offenbar nicht zu Ihren primären Charaktereigenschaften.
Sektionschef Christian Pilnacek möge in Frieden ruhen. Die Öffentlichkeit braucht keine Erklärungen vom politischen Geisterfahrer Sebastian Kurz, dass er „in den Tod getrieben“ worden wäre.
Sicher litt Pilnacek unter dem Prestigeverlust, nicht mehr mächtiger Sektionschef, sondern suspendierter Beamter zu sein, der sich sogar Gerichtsverfahren stellen musste. Er war irgendwann falsch abgebogen und haderte mit den Konsequenzen. Das ist menschlich durchaus verständlich. Möglicherweise war ihm die Aussicht darauf, dass er in der Öffentlichkeit als Alkolenker und Geisterfahrer gebrandmarkt worden wäre, zu viel. Wir wissen es nicht.
Quelle: MSN