Innsbruck. In Innsbruck fand am Montag ein Prozess gegen einen Paketzusteller statt. Dabei wurde der Alltag von Arbeitern bei international agierenden Lieferkonzernen schonungslos offengelegt. Der 29-jährige Sizilianer, der seit einem Jahr in Tirol angeklagt ist, war beschuldigt worden, weil an 5 Tagen hochwertige Uhren im Wert von 30.000 Euro verschwunden waren.
Der Prozess förderte zu Tage, wie die Lieferbranche agiert. Der Mann steht um 5 Uhr morgens auf, um täglich rund 500 Pakete auszuliefern für ein Gehalt von 1.700 Euro. Seine Arbeitskraft verkauft dieser nicht dem international agierenden Konzern, sondern einem Subunternehmen, welches für den internationalen Konzern arbeitet. Im vergangenen Jahr hatte der Mann sechs Tage Urlaub.
Ganz oben stehen internationale Konzerne, die sich ihrer sozialen Verantwortung rühmen und mit jedem zugestellten Paket verdienen. In der Mitte stehen Subunternehmer, die Druck auf die Beschäftigten ausüben, um möglichst viele Pakete zustellen zu können. Ganz unten stehen die gestressten Fahrerinnen und Fahrer. Dementsprechend betonte der Anwalt des Fahrers, dass sein Mandant nun als Bauernopfer herhalten solle.
An fünf Tagen sollen die Uhren im Wert von 30.000 Euro verschwunden sein, doch bereits am ersten Tag war ein anderes Subunternehmen für die Auslieferung verantwortlich. Dies konnte auch mittels Belege nachgewiesen werden. Der bisher unbescholtene Italiener wurde freigesprochen.
Quelle: ORF