Angeblich wegen Personalmangels stehen zwei Liftanlagen in Lech still. Statt über Entlohnung und Arbeitsbelastung nachzudenken, fordert Liftchef Manhart noch größere Saisonarbeiterkontingente.
Lech. Für die heimischen Skiliftbarone gelten dank ihrem politischen Arm, der ÖVP, stets eigene Regeln. Um nur ja die Profite zu sichern, muss der Betrieb auch im Lockdown weiterlaufen. Selbst massive Eingriffe in alpinen Naturraum bis hin zur geplanten Gipfelsprengung zur Verbindung der Skigebiete Pitztal und Ötztal werden von der Politik abgesegnet – in den Medien nennt sich die Naturzerstörung dann romantisch „Gletscherehe“.
Da passiert es den Seilbahnunternehmern schon manchmal, dass sie völlig den Bezug zur Lebensrealität der Normalsterblichen im Land verlieren (wir berichteten über Forderungen nach offenen Skihütten im letzten Lockdown). Der Lecher Skiliftchef und Hotelier Michael Manhart jammerte nun genüsslich rauchend im ORF-Interview über „Arbeitslose, die keine Notwendigkeit zum Arbeiten“ sehen würden. Da das Saisonarbeiterkontingent zu niedrig sei, müsse er sogar zwei Liftanlagen stilllegen.
Realitätsferne Denkweise
Dass dies der tatsächliche Grund ist, darf angesichts extrem hoher Covid-Fallzahlen in Lech – die Hotels werden immer stärker von Menschen in Quarantäne belegt – durchaus bezweifelt werden. Und natürlich könnte Manhart ebenso Personal bekommen wie die gesamte in Selbstmitleid versinkende Tourismusbranche, man müsste halt anständig bezahlen. Nur wollen das die Herren Liftbarone nicht einsehen und lieber noch billigere Arbeitskräfte für ein paar Monate im Jahr aus dem Ausland holen lassen.
Mit der Aussage „Die Arbeitslosen werden so gut bezahlt!“ offenbart Manhart jedenfalls eine menschenverachtende und absolut realitätsferne Denkweise. Das wird die werbefinanzierten Massenmedien aber sicher nicht davon abhalten, den abgehobenen Ausbeuter in Zukunft weiterhin „Liftpapst mit Herz für die Natur“ (© Kronen Zeitung) zu nennen.
Quelle: ORF.at