Max Petek war einer jener Männer und Frauen, die dem Faschismus von Anfang an Widerstand entgegensetzten. Für seine Verdienste um die Befreiung Österreichs wurde ihm das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen. Petek verstarb vor zehn Jahren am 14. März 2012.
Max Petek wurde am 22. September 1913 in Marburg an der Drau (dem heutigen Maribor, Slowenien) geboren und damit etwa ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Seine Eltern waren das Stubenmädchen Margarete Petek und der Schlosser Ludwig Petek. Der im Jahr 1914 ausgebrochene Weltkrieg ließ Max, wie viele andere Kinder dieser Zeit, vaterlos aufwachsen. Aufgrund eines Radunfalls war sein Vater zwar kriegsuntauglich, wurde aber den Daimler-Werken dienstzugeteilt und musste in der Rüstungsproduktion arbeiten. Auch darüber hinaus waren die Jahre des Krieges für die Familie Petek geprägt von Not und Hunger. Nach Kriegsende nahmen die katastrophalen Lebensbedingungen aber kein Ende und so wären die Mutter und Max Peteks Schwester beinahe einer schweren Ruhrepidemie zum Opfer gefallen. Peteks Mutter erkrankte derart schwer, dass sie sich bereits im Sterbezimmer befand. Auch später erinnerte sich Max immer wieder an die Erlebnisse bei den Besuchen der Mutter im Krankenhaus erinnern. Die vielen hungernden, schreienden und sterbenden Menschen, die er im Krankenhaus sah, sollten sich fest ins Gedächtnis des jungen Max Petek einbrennen.
Bereits in frühen Jahren wurde Max Petek politisiert. Seine Eltern fühlten sich der sozialistischen Arbeiterbewegung zugehörig, sein Vater diente als Kompanieführer des Republikanischen Schutzbundes und so wurde auch Max bereits als junger Mensch politisch aktiv. Mit gerade einmal 13 Jahren wurde Max Petek lokaler Obmann der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ).
Der bekannte Ausspruch Victor Adlers „Der denkende Arbeiter trinkt nicht und der trinkende Arbeiter denkt nicht“ war für die Familie Petek sowie für viele Angehörige der Arbeiterbewegung ein zentraler Leitspruch. Die Ablehnung des Alkohols war in der Arbeiterbewegung dieser Zeit ein wichtiges Thema, denn der Alkoholismus stellte für die Arbeiterklasse ein ernstes Problem dar. Nicht wenige Arbeiter versuchten aus ihren erdrückenden Lebensrealitäten zu „fliehen“ und suchten im Alkohol Trost. Vieles vom kargen Lohn, der ohnehin nicht zum Leben reichte, blieb auf diese Weise im Wirtshaus und die Familien versanken noch tiefer im Elend.
Max selbst trank erst mit 25 Jahren zum ersten Mal Alkohol und lehnte auch Zigaretten Zeit seines Lebens strikt ab. Diese Einstellung teilte er mit vielen damals aktiven sozialistischen Jugendlichen. Max versuchte sich stets politisch zu bilden, war sportlich aktiv und sah trotz der tristen Lebensbedingungen mit Zuversicht in die Zukunft, für die er sich eine baldige Überwindung der bedrückenden kapitalistischen Verhältnisse erhoffte.
Als im Februar 1934 in vielen österreichischen Industriegebieten gekämpft wurde, blieb es in Max Peteks Heimat Wiener Neustadt, zwar ebenso eine Hochburg der Arbeiterbewegung, überraschenderweise ruhig. Die Familie Petek erfuhr am 12. Februar von den ausgebrochenen Kämpfen nur über das Radio. Doch die Enttäuschung über die Niederlage und vor allem über das Zurückweichen sozialdemokratischer Funktionäre brachte Max, seine Schwester Elisabeth und viele seiner Freunde zur kommunistischen Bewegung. Sie schlossen sich dem bereits seit 1931 illegalisierten Kommunistischen Jugendverband (KJV) und der KPÖ an. Seit dieser Zeit war die politische Betätigung für Max Petek nur noch unter den Bedingungen der Illegalität möglich und diese war mit strengen Strafen bedroht. Max hinderte dies aber nicht daran, sich in dieser Zeit in der so notwendig gewordenen Solidaritätsarbeit zu verschreiben. Als Teil der „Roten Hilfe“ sammelte Max und seine Genossen beispielsweise Hilfspakete für Inhaftierte.
Das Jahr 1934 war für Max Petek aber nicht nur politisch ereignisreich, sondern auch in persönlicher Hinsicht. Das Daimler-Werk in Wiener Neustadt, in dem Max bis dahin tätig war, wurde stillgelegt, was Max schließlich veranlasste nach Steyr zu übersiedeln. Obwohl die Arbeitersportvereine vom austrofaschistischen Ständestaat als politische Organisationen verboten waren, nahm der Sport in Max Peteks Leben zu dieser Zeit einen hohen Stellenwert ein, jedoch verlagerte sich seine Betätigung auch in Steyr auf die Freizeit. Dadurch war es Max aber auch möglich, seine politischen Aktivitäten und Zusammenkünfte zu tarnen und vor Zugriffen durch die Staatsmacht zu schützen. So wurden politische Treffen und Schulungen oft im Rahmen von Bergausflügen durchgeführt.
Die politische Verfolgung durch das austrofaschistische Regime konnte mit jener Brutalität, mit der das NS-Regime später ihre Gegner bekämpfte, kaum verglichen werden. So wurde Max Petek zwar von der Polizei des Ständestaats wegen einer illegalen Versammlung verhaftet, da er aber alles abstritt, kam er bald wieder frei.
Durch den Sport lernte Max Petek in seiner neuen Heimat bereits sehr bald neue Freundinnen und Freunde kennen. So auch seine Frau Karoline Mayr, die nicht nur ausgezeichnete Turnerin war, sondern auch dieselbe politische Gesinnung wie Max vertrat.
Der Einmarsch der deutsch-faschistischen Truppen kam für Max Petek keineswegs überraschend, schließlich hatte er sich stets über das Radio über die politische Lage informiert und sich mit Gesinnungsgenossen ausgetauscht. Dennoch war auch für Max die Erschütterung groß als mit dem Einmarsch der Nazis im März 1938 Österreich von der politischen Landkarte verschwand. Für Petek war damit von Anfang an klar: Hitler bedeutet Krieg.
Bereits 1939 wurden in Steyr die ersten Antifaschisten verhaftet und vom Volksgerichtshof verurteilt. Kurz nach Kriegsausbruch kam es zu einem einschneidenden Erlebnis für Max Petek. Toni, einer seiner Freunde, kehrte völlig verstört aus dem Polenfeldzug zurück. Er erzählte ihm von den erschütternden Erlebnissen im besetzten Polen. Toni hatte den Auftrag erhalten, mit einem Kastenwagen gefangene Jüdinnen und Juden zu transportieren. Nach der Abfahrt seien über eine Konstruktion die Abgase in den Frachtraum geleitet worden. Nach der Fahrt habe niemand mehr gelebt und die 40 bis 50 Toten seien ausgeladen worden. Toni überlebte den Krieg, wurde danach aber zum Alkoholiker und seine Persönlichkeit hatte sich von diesem Erlebnis an vollkommen verändert.
In Steyr selbst wusste man von den Geschehnissen in den Konzentrationslagern, nachdem dem das KZ Mauthausen zu dieser Zeit über noch kein eigenes Krematorium verfügt hatte, wurden die Leichen aus dem KZ nahezu pausenlos ins Steyrer Krematorium gebracht, um dort verbrannt zu werden. Der Rauch und der Gestank aus dem Schornstein war in der Stadt Steyr für jedermann sicht- und riechbar.
Nachdem Max Petek als Panzer- und Flugzeugmonteur ausgebildet worden war, erhielt er als unentbehrlicher Fachmann eine Uk-Stellung, was bedeutet, dass er als „unabkömmlich“ galt und er musste deshalb nicht zur Wehrmacht einrücken. Petek blieb also bis zu seiner Verhaftung in den Steyrer Werken.
Obwohl nach der erwähnten Verhaftung von Antifaschisten im Jahre 1939 weitere Verhaftungswellen von Kommunistinnen und Kommunisten in Steyr folgen sollten, blieben zahlreiche Aktivisten unerkannt und konnten sich weiterhin illegal betätigen. Von der Steyrer Widerstandsbewegung wurde unter strenger Einhaltung der Konspiration Flugblätter hergestellt und verteilt, es wurde versucht Kontakt mit ausländischen Arbeitern aufzunehmen sowie KZ-Häftlinge mit Medikamenten, Essen und Informationen zu versorgen. Max Petek und seine Genossen organisierten im Rahmen der „Roten Hilfe“ auch Spendensammlungen für Angehörige von NS-Opfern und von gefallenen Spanienkämpfern aus Steyr. Weiters wurde Geld für die Herstellung von Flugblättern gesammelt, man plante auch später damit Waffen zu besorgen. Insgesamt dürften sich im Bezirk Steyr zu dieser Zeit nach Schätzungen rund 300 Personen am Widerstand gegen das NS-Regime betätigt haben.
Am 18. September 1942 wurde Max Petek von Mitgliedern der Gestapo an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Zuerst kam Petek zur Gestapo in das Polizeigefängnis in der Berggasse in Steyr, am darauffolgenden Tag brachte man ihn dann nach Linz. Dort war er dann im Polizeigefängnis in der Mozartstraße inhaftiert. Bei den Verhören durch die Gestapo versuchte Petek nur das zuzugeben, was bereits über ihn bekannt war, ohne dabei seine Genossen zu verraten. Max wurde schließlich zuerst nach Wels, dann in das Gefängnis München-Stadelheim und letztlich in das Gefängnis in der Corneliusstraße im Münchner Stadtzentrum gebracht, wo er bis zu seiner Verhandlung am 23. und 24. Mai 1944 ausharren musste. Zu dieser Verhandlung, die im Münchner Justizpalast stattfand, reiste auch Peteks Frau an. Es war das erste Wiedersehen seit seiner Verhaftung.
Max Petek wurde zu fünf Jahre Zuchthaus mit Ehrverlust auf gleicher Dauer verurteilt, viele seiner Mitstreiter wurden hingerichtet. Er wurde wenige Wochen nach dem Urteil in das Zuchthaus Straubing überstellt und erhielt dort die Gefangenenbuchnummer „143/1944“. In Straubing musste Petek mit Kriegsgefangenen und anderen Häftlingen in einer Gefängniswerkstätte für den Flugzeughersteller Messerschmitt arbeiten.
In den letzten Kriegsmonaten war das Zuchthaus Straubing bereits stark überfüllt, dadurch wurde die Ernährung immer mangelhafter.
Als sich die US-Soldaten im April 1945 der Stadt Straubing näherten, erhielt der Vorstand des Zuchthauses, Oberregierungsrat Badum, am Abend des 24. April von der SS den Auftrag, das Zuchthaus am nächsten Morgen zu räumen und die Gefangenen unter strenger Bewachung in einem Fußmarsch nach Dachau zu überführen. Am 25. April setzte sich frühmorgens die aus etwa 3.800 Gefangenen – unter ihnen Max Petek – bestehende Marschkolonne in Richtung Landshut in Bewegung. Die Gefangenen waren mangelhaft bekleidet, hatten schlechtes Schuhwerk und auch die Verpflegung reichte kaum, sodass die Gefangenen während des Marschs Hunger leiden mussten.
Nachdem niemand wusste, ob die Häftlinge noch so kurz vor der Befreiung ermordet werden sollten, nutzte Max Petek eine günstige Gelegenheit zur Flucht. Er konnte sich mit Kameraden davon machen und erlebte in der oberbayrischen Kleinstadt Moosburg an der Isar die Befreiung durch die US-Armee. Bei den Gefangenen und auch bei Max selbst herrschte ein großer Freudentaumel.
Sie waren nun zwar frei, aber mussten den in dieser Zeit sehr mühsamen Weg nach Hause antreten. Doch schließlich schaffte er es zurück nach Steyr, wo Max Petek endlich seine Frau Karoline sowie auch einige seiner Freunde, Genossen und Bekannten – sofern sie den Krieg und die Verfolgung durch das NS-Regime überlebt hatten – wiedersah.
Seit der Gründung des KZ-Verbands in Oberösterreich war Max Petek dessen Mitglied, übte viele Jahre die Funktion des Bezirksvorsitzenden von Steyr aus und war von 1999 bis zu seinem Tod Stellvertretender Landesvorsitzender des KZ-Verbandes/VdA Oberösterreich.
Am 11. Mai 2010 erhielt Max Petek das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen. Die Zeiten, die Max erleben musste, waren geprägt von Armut, Ungerechtigkeit, Faschismus und Krieg, und dass sich diese nicht wiederholen, dafür setzte sich Max Petek Zeit seines Lebens ein.
Quelle: Stark gekürzt und teils sprachlich verändert übernommen aus der Broschüre „Max Petek – Biografie eines Widerstandskämpfers“, herausgegeben vom Landesverband Oberösterreich der AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA OÖ), ISBN 978–3‑9502752–1‑6.