Weitgehend ident zur Sozialwirtschaft (SWÖ) wurde für die 15.000 Caritas-Beschäftigten ein Kollektivvertrag auf drei Jahre abgeschlossen. Die Gewerkschaftsspitze gibt sich zufrieden – noch mehr jedoch die Geschäftsführung, die sich in wesentlichen Punkten durchgesetzt hat.
Wels. Im noblen Renaissance-Schloss Puchberg wurde in der Nacht auf Mittwoch nach fünf ergebnislosen Verhandlungsrunden (die ZdA berichtete) ein Drei-Jahres-Abschluss für den Caritas-Kollektivvertrag erzielt.
Die wichtigsten Details:
- Die Löhne und Gehälter der 15.000 Beschäftigten steigen rückwirkend mit 1. Februar um 2,7 Prozent; 2021 gibt es +0,6 Prozent über der Inflation.
- 2022 gibt es überhaupt keine Erhöhung. Dies war offenbar der Preis dafür, dass die Normalarbeitszeit dann auf 37 Wochenstunden sinkt. Jedoch besteht die „Wahloption“ auf 38 Wochenstunden bei +2,7 Prozent – was exakt der Dienstgeber-Position vor den Verhandlungen entspricht. Gewerkschaft und Betriebsräte haben also keine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich (geschweige denn Personalausgleich) durchsetzen können.
- Ab 2022 beträgt der Zuschlag für Mehrstunden 30 Prozent (bisher 25). Allerdings wird der Zuschlag künftig in der Regel auch ausbezahlt. Derzeit fallen gerade Teilzeitbeschäftigte aufgrund von Durchrechnungszeiten und Übertragungsmöglichkeiten meist um den Zuschlag um.
- Zur „Corona-Prämie bis 500 Euro“ schweigt sich der ÖGB in seiner Aussendung aus, die Caritas-Geschäftsführung stellt sie als Verhandlungsergebnis dar. Fakt ist: Ohne konkrete Vereinbarung droht dasselbe wie bei vergleichbaren Institutionen: Teilzeitkräfte und Kurzarbeit-Beschäftigte bekommen die Prämie wohl nur anteilsmäßig. Und der Dienstgeber bestimmt, wer „in der Krise besonders gefordert“ war. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa nur „wenig“ oder „nicht unbedingt notwendig“ Kundenkontakt hatten, bekamen den Bonus nicht (voll).
Zur Erinnerung: Die Caritas-Geschäftsführung hatte bereits im April (einseitig) ein Gehaltsplus von 2,7 Prozent ab Februar sowie die Corona-Prämie beschlossen; zusätzlich forderte sie Wahlfreiheit im Zusammenhang mit der 37-Stunden-Woche. All dies setzte sie jetzt auch durch, während die Gewerkschaft meilenweit von ihrer (ohnehin nicht lautstark vorgebrachten) Forderung nach einer 35-Stunden-Woche entfernt ist. Stattdessen freut man sich bereits über eine phantasielose Kopie des von Kolleginnen und Kollegen heftig kritisierten SWÖ-Abschlusses. Wenn der Anspruch für KV-Verhandlungen nur darin bestünde, noch Schlimmeres abzuwenden, könnte man damit zufrieden sein.