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Brauerei Grieskirchen in Insolvenz

Die kapitalistische Krise bringt immer auch eine Pleitewelle mit sich, die nun mit Verzögerung einsetzt. In Oberösterreich geht dabei womöglich eine über 300-jährige Biertradition zu Ende.

Grieskirchen/Klosterneuburg. Die oberösterreichische Brauerei Grieskirchen sowie ihre Muttergesellschaft MM Beteiligungs- und Beratungs GmbH aus dem niederösterreichischen Klosterneuburg haben bei Gericht einen Insolvenzantrag gestellt, der sich schon länger abgezeichnet hatte. Eigentümer und Geschäftsführer Marcus Mautner Markhof (daher „MM“), der 2013 den Traditionsbetrieb mit großen Ambitionen und Expansionsplänen übernommen hatte, dreht den Zapfhahn zu: Es hat doch nur für den Ruin des Unternehmens gereicht. Dem Vernehmen nach gibt es Verbindlichkeiten im Ausmaß von etwa 11,7 Millionen Euro, die nicht mehr bedient werden können. Offiziell macht man Umsatzeinbußen durch die Corona-Epidemie verantwortlich, die auf Ausfälle bei Gastronomieabnehmern zurückzuführen wären. Tatsächlich sind aber schon in der Vergangenheit bei Umsätzen von acht bis zehn Millionen Euro oft Verluste verbucht worden, zumal es für eine kleinere Brauerei natürlich auch schwer ist, neben dem Marktführer Brau Union/Heineken (Gösser, Puntigamer, Schwechater, Wieselburger, Zipfer, Edelweiss, Fohrenburger etc.) sowie den anderen Platzhirschen Ottakringer und Stiegl zu bestehen. Tatsächlich ist das Ende des Grieskirchner Bieres das Resultat des kapitalistischen Konzentrations- und Monopolisierungsprozesses in der österreichischen Brauereibranche. Krisensicher sind nur die Großkonzerne, die kleineren Unternehmen sind eben Konkurs- und Übernahmekandidaten.

Dieses vorhersehbare Ende haben die CoViD-19-Folgen sowie die kapitalistische Wirtschaftskrise nun lediglich beschleunigt. Marcus Mautner Markhof, der aus einer alten, ehemals geadelten, Unternehmerdynastie stammt, wird nun schon irgendwie durchkommen: Seine Familie zählt zu den reichsten des Landes und er selbst ist Multimillionär im dreistelligen Bereich. Schwieriger wird es für die 61 Angestellten, die nicht nur seit August keine Löhne mehr gesehen haben, sondern nun auch noch ihre Jobs verlieren, wenn sich kein Käufer für den Sanierungsfall findet. Im ergebnisoffenen Insolvenzverfahren am Landesgericht Korneuburg zählen auch die Angestellten zu den Gläubigern, diese bekommen die ausstehenden Löhne und Gehälter allerdings über den Insolvenzfonds ausbezahlt, der von allen Beschäftigten durch monatliche Abgaben gespeist wird. Wie sollte es sich der arme Herr Mautner Markhof auch leisten können, seinen „Mitarbeitern“ den vollen Lohn zu erstatten? Bei Unternehmenspleiten gilt: Die verantwortlichen kapitalistischen Eigentümer und Pleitiers können sich weitgehend aus der Verantwortung stehlen und ins private Luxusleben zurückziehen, die Arbeiterklasse muss dafür bezahlen. Business as usual im Kapitalismus, mit oder ohne Corona, mit oder ohne Krise.

Quelle: Der Standard

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