Nachdem ein Historikerbericht vier Linzer Straßennamen als besonders problematisch auswies, sollen diese nun umbenannt werden. In antikommunistischer Manier wurden im Bericht aber selbst Kommunisten als angebliche „Demokratiefeinde“ abgestempelt.
Linz. Der Porscheweg, die Gföllnerstraße, die Pfitznerstraße und der Reslweg in der oberösterreichischen Landeshauptstadt sollen schon bald der Vergangenheit angehören. Bereits am kommenden Donnerstag, dem 2. März, werden die Änderungen dieser vier Straßennamen dem Stadtsenat zum Beschluss vorgelegt.
Eine Kommission aus Historikern sollte die 1.158 Straßen und öffentlichen Plätze in Linz hinsichtlich ihrer Namensgeber beurteilen. In einem Bericht, der Ende letzten Jahres präsentiert wurde, wurden schließlich die jeweiligen Namensgeber in insgesamt fünf Kategorien eingestuft. Dabei wurden die besagten vier Namensgeber als besonders problematisch qualifiziert und in Kategorie 1 eingereiht. Die Personen dieser Kategorie hätten sich aktiv an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt oder diese zumindest extrem stark propagiert.
Ende Dezember vergangenen Jahres wurde – ohne die Stimmen der FPÖ – die Umbenennenung dieser Straßen beschlossen. Sie sollen in Wittgensteinweg, Sterneggstraße, Nauheimerstraße und Meinhartweg umbenannt werden. Drei der vier neuen Namensgeber sollen demnach künftig weiblich sein. Sofern der Stadtsenat die Umbenennung beschließe, solle umgehend mit den Vorbereitungen begonnen werden, so Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Beispielsweise sollen die Anrainerinnen und Anrainer über die Umbenennung informiert werden.
Historikerbericht stempelt Kommunisten als Demokratiefeinde ab
Der Historikerbericht stufte insgesamt 64 Namensgeber als problematisch ein. Darunter waren aber nicht nur NS-Täter, dessen Profiteure oder eben Persönlichkeiten, denen man tatsächlich Menschenfeindlichkeit vorwerfen könne, sondern auch entschiedene und erklärte Gegner von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus.
Dass die besagten vier Personen aus dem Linzer Stadtbild verschwinden sollen, ist natürlich positiv. Auch, dass sich eine Kommission mit den Linzer Straßennamen hinsichtlich NS-Bezug auseinandersetzte. Doch: Im Historikerbericht finden sich neben zahlreichen (hochrangigen) NS-Funktionären und Unterstützern des austrofaschistischen Ständestaats auch die Namen der Kommunisten Bert Brecht (Kategorie 3) und Franz Kain (Kategorie 4). Skandalisiert wird in ihrem Fall, dass sie sich unter anderem positiv auf die Sowjetunion bezogen hätten und damit ihre Biografien ebenfalls als problematisch zu qualifizieren seien. Der tatsächliche Skandal ist jedoch nicht, dass in Linz Straßen und Plätze nach Kommunistinnen und Kommunisten benannt sind, sondern, dass sich eine Historikerkommission nicht erblödet, diese in antikommunistischer Manier zu besudeln.
Quelle: ORF