HomeFeuilletonGeschichteVor 120 Jahren: Ur-Länderspiel der Fußballnationalmannschaft

Vor 120 Jahren: Ur-Länderspiel der Fußballnationalmannschaft

Am heutigen Tag begeht das österreichische Nationalteam der Männer ein rundes Jubiläum: Vor exakt 120 Jahren absolvierte es sein erstes Ländermatch – allerdings noch inoffiziell.

Wien. Am 8. April 1901 fand am Leopoldstädter Cricketer-Platz, unweit des heutigen Ernst-Happel-Stadions im Wiener Prater, das erste Ländermatch mit österreichischer Beteiligung statt. Eine Auswahl der Österreichischen Fußball-Union, der Vorläuferin des Fußballbundes ÖFB, trat gegen eine Mannschaft aus der Schweiz an. Die Partie gestaltete sich einseitig: Obwohl die Eidgenossen durch britische und nordamerikanische Spieler verstärkt waren, setzte sich Österreich mit 4:0 durch. Das Team spielte mit Philipp Nauß, Emil Wachuda, Max Leuthe, Karl Dettelmayer (alle Wiener AC), Teddy Shires (Vienna Cricket & Football Club), Ignaz Blumenfeld, Paul Zander, Franz Jureczek (alle First Vienna FC), Gustav Huber, Johann Studnicka und Josef Taurer (alle WAC); die Tore erzielten Taurer, Jureczek (2) und Huber. Die teilnehmenden Spieler traten zum Teil unter Decknamen und mit Perücken oder falschen Bärten an, da der Fußballsport damals zum Teil noch nicht besonders angesehen war – Schülern unter 19 Jahren war er überhaupt verboten.

Das „Ur-Länderspiel“ gegen die Schweiz fehlt heute in den Statistiken des ÖFB, da es sich noch nicht um eine „offizielle“ Begegnung handelte. Als erstes offizielles Ländermatch Österreichs gilt ein Spiel gegen Ungarn, das am 12. Oktober 1902 am WAC-Platz ausgetragen wurde und mit einem 5:0 für die (faktische) Wiener Stadtauswahl gegen die Kontrahenten aus Budapest endete. Dabei handelte es sich gleichzeitig um das erste Ländermatch auf dem europäischen Festland – und Ungarn wurde zum Standardgegner Österreichs: Die ersten zehn Spiele des ÖFB fanden gegen den immer gleichen Gegner statt, bis heute wurde die Begegnung Österreich gegen Ungarn 137 Mal durchgeführt – ebenfalls ein europäischer Rekord. Sieben Spieler des Ur-Länderspiels gegen die Schweiz liefen auch später für das ÖFB-Team auf – und einige auch gleich gegen Ungarn im Oktober 1902, darunter Studnicka, der einen Hattrick erzielte und damals einer der ersten Fußballstars wurde, sowie Taurer, der sowohl im ersten inoffiziellen wie im ersten offiziellen Match der Premierentorschütze war. Die Schweiz blieb übrigens bis heute nach Ungarn der zweithäufigste Gegner mit 42 Partien, davon 25 Siege für Österreich.

Seit dem 8. April 1901 – und dieses Match eben nicht mitgerechnet – hat die österreichische Nationalmannschaft insgesamt 794 Länderspiele bestritten (Stand 31. März 2021), dabei 332 Mal gewonnen, 291 Mal verloren und 171 Mal remisiert. Torverhältnis: 1.409 zu 1.241. Der höchste Sieg gelang 1977 mit einem 9:0 gegen Malta, die höchste Niederlage markiert ein 1:11 gegen England aus dem Jahr 1908. Die größten Erfolge Österreichs sind der dritte Platz bei der Weltmeisterschaft 1954, die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1936 sowie ein eigentlich nutzloser 3:2‑Sieg gegen die BRD 1978. Bei der kommenden Europameisterschaft im Juni 2021 wird das abschließende Gruppenspiel gegen die Ukraine das 799. Länderspiel des ÖFB sein – eine etwaige Qualifikation für das EM-Achtelfinale würde das runde Jubiläum von 800 Matches noch im Rahmen des Turniers nach sich ziehen.

Österreichs Frauen-Team bestritt sein erstes Länderspiel, wenngleich viel später, übrigens auch gegen die Schweiz – und dies sowohl offiziell wie inoffiziell: Am 25. August 1990 setzte es gemäß ÖFB-Statistik eine empfindliche 1:5‑Schlappe zur Premiere. Inoffiziell gab es die Begegnung schon 1978, mit einem Schweizer 6:2‑Sieg. Inzwischen haben jedoch auch Österreichs Frauen den Anschluss an die europäische Spitze geschafft und treten – nach dem geteilten dritten Platz bei der EM 2017 – im kommenden Jahr ebenfalls bei der EM-Endrunde an.

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