Manchester. Tausende Fans von Manchester United, die über die Führung des Vereins unter den US-Eigentümern erbost sind, beteiligten sich an Protesten vor dem Premier-League-Spiel gegen Liverpool am Montag.
Die Fans skandierten gegen die Glazer-Familie – „Wir wollen die Glazers raus“ – und hielten Transparente hoch, auf denen sie den Verkauf von United durch die Amerikaner forderten, als sie eine Stunde vor dem Anpfiff eines der wichtigsten Spiele der Premier League, das United mit 2:1 gewann und damit die ersten Punkte der Saison holte, von einem nahegelegenen Pub zum traditionsreichen Old-Trafford-Stadion des Vereins zogen.
Viele Fans rund um das Stadion trugen grün-goldene Schals – die Farben der Vereinsgründung von 1878 – und einige zündeten auch Fackeln. Am Eingang zum Stadionvorplatz, zeigte sich eine starke Polizeipräsenz.
Die Spieler beider Mannschaften, darunter auch Cristiano Ronaldo von United, trafen noch vor Beginn der Proteste am Stadion ein.
Schlechter Saisonstart – Kritik ab Eigentümern
Nach dem schlechten Saisonstart von United, bei dem die Mannschaft beide Spiele verlor – 1:2 zu Hause gegen Brighton und 0:4 in Brentford -, ist die Unzufriedenheit groß.
Der größte Teil des Zorns richtet sich gegen die Familie Glazer, die United im Jahr 2005 mit einer fremdfinanzierten Übernahme gekauft hat, bei der ein Verein mit Schulden belastet wurde, der zuvor keine Schulden hatte.
„Sie ruinieren die Geschichte, die Traditionen und die Kultur unseres großartigen Klubs, und wir werden nicht länger zusehen, wie unser Klub verkommt“, sagte The 1958, eine Fangruppe, die den Protest am Montag organisiert hatte.
Der seit der Übernahme im Jahr 2005 schwelende Unmut über die Besitzverhältnisse brach im Mai letzten Jahres aus, als ein Liga-Heimspiel gegen Liverpool abgesagt werden musste, nachdem das wegen Pandemie-Beschränkungen leere Stadion vor dem Spiel gestürmt worden war und Tausende weiterer Fans den Zugang zum Old Trafford blockierten.
Auslöser für die Proteste war die Beteiligung des Klubs an der gescheiterten europäischen Super League, die von den Fans und der Regierung verurteilt wurde und scheiterte.
Die Glazers versprachen nach diesem Protest, das Vertrauen der United-Fans wiederherzustellen, doch davon war bisher wenig zu spüren. Joel Glazer, einer der Co-Vorsitzenden, traf sich im Juni 2021 persönlich mit den United-Fans und machte Investionsversprechungen.
Letzte Woche bekundete Jim Ratcliffe, Mehrheitsaktionär des Chemiekonzerns Ineos und einer der reichsten Menschen Großbritanniens, sein Interesse am Kauf von United, kurz nachdem der alberne US-Milliardär Elon Musk getwittert hatte – scherzhaft, wie sich herausstellte – dass er dasselbe tun wolle.
Leider haben einige Fans einen Bus mit Bierdosen und anderen Gegenständen beworfen, weil sie fälschlicherweise dachten, dass er Liverpooler Fans oder die Mannschaft transportiert.
Der Bus, der dem in Manchester ansässigen Unternehmen Beeline VIP Coaches gehört und dessen Markenzeichen er ist, beförderte jedoch eine Reisegruppe, die hauptsächlich aus Schulkindern aus Südafrika bestand.
Kein Anknüpfen an Erfolge der Vergangenheit möglich
United gewann den letzten seiner 20 Premier-League-Rekordtitel im Jahr 2013, dem Jahr, in dem der große Alex Ferguson in den Ruhestand ging. In den letzten Jahren haben zwei von Uniteds größten Rivalen, Manchester City und Liverpool, den nationalen Fußball dominiert.
United hat seit fünf Spielzeiten keine große Trophäe mehr gewonnen, so wenig wie seit den frühen 1980er Jahren nicht mehr, obwohl der Verein seit 2013 über 1 Milliarde Pfund für Spieler ausgegeben hat.
Die jüngste Verpflichtung von United, der brasilianische Mittelfeldspieler Casemiro, traf am Montag vor dem Spiel gegen Liverpool im Old Trafford ein und wurde den Fans vor dem Anpfiff auf dem Spielfeld vorgestellt, als sein Transfer vom Verein bestätigt wurde.
Auch diese Saison hat unter Erik ten Hag, dem fünften Trainer seit Ferguson, schlecht begonnen. Die Taktik und die Mannschaftsaufstellung des niederländischen Trainers stehen bereits in Frage.
Auch die Zukunft von Starstürmer Cristiano Ronaldo ist ungewiss, nachdem er in der Vorsaison darauf gedrängt hatte, den Verein zu verlassen, weil sich United nicht für die Champions League qualifiziert hatte.
Gegen Liverpool saß Ronaldo nur auf der Ersatzbank, ebenso wie Mannschaftskapitän Harry Maguire.
Die Umstellungen machten sich bezahlt, denn United zeigte eine starke Leistung und siegte dank der Tore von Jadon Sancho und Marcus Rashford.
Quelle: Morning Star