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Olympische Goldmedaille für Radrennfahrerin Anna Kiesenhofer

Die Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer kürt sich im Straßenrennen der Radfahrerinnen sensationell zur Olympiasiegerin.

Tokyo. Im Radstraßenrennen der Frauen sorgte Anna Kiesenhofer nicht nur für die erste österreichische Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokyo, sondern auch für deren bislang größte sportliche Sensation: Sie gewann als krasse Außenseiterin, die wohl niemand auf der Rechnung hatte, Gold. Etwas weniger als vier Stunden benötigte die 30-jährige Weinviertlerin für die 137 Kilometer lange Strecke, am Ende lag sie eine Minute und 15 Sekunden vor der Verfolgergruppe. Und diese war durchaus prominent besetzt: Die Silbermedaille ging an die dreifache Weltmeisterin Annemiek van Vleuten aus den Niederlanden, die Italienerin Elisa Longo Borghini wiederholte ihr Resultat von den Spielen 2016 in Rio und holte abermals Bronze.

Kiesenhofer hatte sich im Rennen bereits früh mit einer fünfköpfigen Fluchtgruppe abgesetzt, schließlich ließ sie ihre Gefährtinnen stehen und fuhr die letzten 41 Kilometer solo ins Ziel. Dabei kam ihr zugute, dass ihre eigentliche Spezialität das Einzelzeitfahren ist, doch in diesem Bewerb hatte Österreich keinen Quotenplatz für die Sommerspiele 2020 erhalten. Dass Kiesenhofer somit in einer „Ausweichdisziplin“ die Goldmedaille holte, ist nicht der einzige beachtenswerte Hintergrund. Hinzu kommt, dass sie zwar offenkundig gut vorbereitet, aber technisch gesehen als „Amateurin“ an den Start gegangen war: Die Profikarriere im Radsport hatte die Niederösterreicherin aus Kreuzstetten im Jahr 2017 beendet, um sich ihrem Beruf als Mathematikerin an der ETH Lausanne zu widmen. Quasi nebenher stieg sie ab 2019 doch wieder aufs Rennrad, reüssierte auf nationaler Ebene und wurde daher zu den Olympischen Spielen nach Japan entsandt – mit, realistisch besehen, verschwindenden Erfolgsaussichten. Dass sie als Olympiasiegerin zurückkehrt, war nicht einmal ansatzweise zu erwarten und stellt eine der größten Sensationen der österreichischen Sportgeschichte dar.

Für den Österreichischen Radsportverband (ÖRV) markiert Kiesenhofers Sieg die erste Goldmedaille seit der neuzeitlichen Olympiapremiere 1896 in Athen, als Adolf Schmal im damals ausgetragenen 12-Stunden-Rennen gewann. Für das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) insgesamt handelt es sich um die erste Goldene seit jenen von Triathletin Kate Allen sowie den Seglern Hagara/Steinacher bei den Spielen 2004 (ebenfalls in Athen). Somit steht außerdem jetzt schon fest, dass die heurigen Olympischen Spiele für Österreich erfolgreicher sein werden als die letzten vor fünf Jahren: 2016 in Rio de Janeiro hatte es nämlich nur zu einer einzigen Bronzemedaille gereicht, für das Segelduo Tanja Frank und Thomas Zajac. Unterm Strich bedeutet der Triumph von Kiesenhofer die 88. österreichische Medaille in der Geschichte der Sommerspiele und die 19. in Gold. Die Bilanz bei den Winterspielen ist freilich wesentlich besser.

Quelle: ORF

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