Manuel Rocha, ehemaliger US-Botschafter in Bolivien und Argentinien, wird angeklagt, weil er über mehrere Jahrzehnte mit kubanischen Geheimdiensten zusammengearbeitet haben soll. Für die Spionageabwehr der USA nicht gerade ein Ruhmesblatt.
Washington/Havanna. Man kennt den Kampf der USA gegen das sozialistische Kuba. Neben der illegitimen Blockade, die das Land zerstören soll, gibt es auch immer wieder Skurrileres, wie beispielsweise das sogenannte „Havanna-Syndrom“. Nun wird ein ehemaliger US-Botschafter in Bolivien vom US-Justizministerium angeklagt. Er hat angeblich mehrere Jahrzehnte lang als verdeckter Agent mit kubanischen Geheimdiensten zusammengearbeitet.
In den am Montag entsiegelten Gerichtspapieren behauptet das Justizministerium, dass Manuel Rocha seit mindestens 1981 an „geheimen Aktivitäten“ mit der kubanischen Regierung teilgenommen, falsche Informationen an die USA weitergegeben und sich mit kubanischen Agenten getroffen habe. Der 73-jährige ehemalige Botschafter war 25 Jahre lang im auswärtigen Dienst der USA tätig und bekleidete hohe Posten in südamerikanischen Ländern wie Bolivien und Argentinien.
Der Fall gegen Rocha „deckt eine der weitreichendsten und am längsten andauernden Infiltrationen der Regierung der Vereinigten Staaten durch einen ausländischen Agenten auf“, sagte Generalstaatsanwalt Merrick Garland in einer Erklärung zu den Anklagen. „Diejenigen, die das Privileg haben, in der Regierung der Vereinigten Staaten zu dienen, genießen ein enormes Vertrauen seitens der Öffentlichkeit, der wir dienen“, fügte er hinzu. „Dieses Vertrauen zu missbrauchen, indem man fälschlicherweise Loyalität zu den Vereinigten Staaten verspricht, während man einer ausländischen Macht dient, ist ein Verbrechen, das mit der vollen Härte des Justizministeriums geahndet werden wird.“
Das Justizministerium hat Rocha beschuldigt, als illegaler Agent einer ausländischen Regierung zu handeln. Nach US-Recht müssen sich Personen, die im Auftrag ausländischer Regierungen handeln, beim Justizministerium registrieren lassen.
Wie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichtete, wurde Rocha am Freitag im Rahmen einer Spionageabwehruntersuchung des FBI verhaftet. Weiters heißt es, dass Rocha vor einem Bundesgericht in Miami, Florida, angeklagt wurde und am Montag vor Gericht erscheinen soll.
Vorgeschichte von Rocha
Auf der Website des US-Außenministeriums wird angeführt, dass Rocha am 14. Juli 2000 als Botschafter in Bolivien vereidigt worden sei. Im Jahr 2002 mischte er sich in die Präsidentschaftswahlen in Bolivien ein und warnte, dass die USA ihre Hilfe einstellen würden, wenn die Bolivianer den linken Kandidaten Evo Morales wählen würden.
Rochas Rede, die als Versuch interpretiert wurde, das Ergebnis einer Wahl in einer Region zu beeinflussen, in der die USA eine lange Geschichte von Täuschung und Einmischung haben, verärgerte die Bolivianer und verhalf Morales zum Sieg.
Karriere in Goldmine
Seit seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst hat Rocha eine neue Karriere als Präsident einer dominikanischen Goldmine begonnen, die zum Teil dem kanadischen Unternehmen Barrick Gold gehört und der Umweltzerstörung beschuldigt wird, wie die AP berichtet.
Das Unternehmen sieht sich auch mit Vorwürfen konfrontiert, an außergerichtlichen Tötungen in Tansania beteiligt gewesen zu sein.
Quelle: Al Jazeera