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Geheimagent George Blake verstorben

Der Agent George Blake wechselte durch Einsicht in die Notwendigkeit die Seiten und setzte seine Fertigkeiten für den Frieden ein. Er starb als überzeugter Kommunist.

Moskau. Am 26. Dezember 2020 ist der Geheimagent George Blake im Alter von 98 Jahren gestorben. Sein wahrer Name lautete Georg Behar. Tatsächlich stammte Georg/e aus Rotterdam, gemeinsam mit seinen Eltern erlebte er den Widerstand gegen den deutschen Faschismus in den Niederlanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er vom britischen Geheimdienst Secret Intelligence Service (SIS, besser bekannt als MI6) rekrutiert, wo er im Dienst des Klassenfeinds Agenten von der Sowjetunion abwarb. Er verliebte sich in eine Sekretärin des MI6 namens Iris Peake. Eine Heirat kam nicht zustande, da er von der Familie der Braut wegen seiner jüdischen Herkunft verschmäht worden war.

Die Brutalität des Westens ließ ihn erschauern

Vom MI6 wurde er nach Korea entsandt, er arbeitete dort in der britischen Botschaft in Seoul. Als er die im Koreakrieg an der Zivilbevölkerung verübte Grausamkeiten hautnah miterleben musste, kam er zur berechtigten und nachvollziehbaren Erkenntnis, auf der falschen Seite zu dienen. Nachdem Seoul von der nordkoreanischen Armee eingenommen worden war, wurde er gefangengenommen. In nordkoreanischer Kriegsgefangenschaft wurde er mehr und mehr in seiner kommunistischen Überzeugung bestärkt und er verbrachte drei Jahre im befreiten Teil der Halbinsel.

Zurück in Europa entsandte ihn der MI6 wiederum nichtsahnend in geheimer Mission nach Berlin, um als Doppelagent tätig zu werden. Tatsächlich aber war er als Dreifachagent tätig und ließ der Sowjetunion hunderte Details von MI6-Agenten sowie die Namen der von ihm selbst angeworbenen Doppelagenten zukommen. Auch erfuhren die UdSSR und die DDR durch sein Engagement von der Grabung des geheimen Tunnels der Operation Gold bzw. Operation Stopwatch, der vom MI6 zusammen mit der CIA als Spionagetunnel konzipiert worden war, um in Berlin Telefonleitungen anzuzapfen.

42 Jahre Haft wegen Landesverrats

Verraten wurde Blake von einem polnischen Überläufer, woraufhin ihm vom Gericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit die zweitlängste jemals von einem britischen Gericht verhängte Freiheitsstrafe aufgebürdet wurde: Ganze 42 Jahre hätte er in Haft verbringen müssen, wären ihm nicht die Aktivisten Pat Pottle, Michael Randle und Sean Bourke zu Hilfe gekommen. Durch einen ausgeklügelten Plan gelang ihnen 1966 der Ausbruch aus Wormwood Scrubs während einer Filmvorführung. Man brachte Blake nach Belgien, dann in die DDR und von dort ging es für ihn in die Sowjetunion.

Kommunist bis zum Schluss

Im Rang eines Obersts a. D. des KGB verlebte er in Moskau sein restliches Leben und verfasste 1990 seine Autobiographie unter dem Titel „No other choice“ sowie 2006 das Buch „Transparent Walls“. Bis zu seinem Tode blieb er überzeugter Kommunist. In seiner Autobiographie schrieb er:

„Aber einer Sache bin ich mir sicher: Die Menschheit wird das Experiment wieder aufgreifen, wird es wieder versuchen. Jetzt hier, dann wieder dort – sie wird neue Anstrengungen unternehmen, den Kommunismus aufzubauen, denn tief in unseren Herzen haben wir eine Sehnsucht danach, wir alle, ohne Ausnahme. Man braucht nur jemanden, der an das Jenseits glaubt, zu fragen, wie er es sich vorstellt. Ob es sich dabei nun um einen Erzreaktionären handelt oder um Frau Thatcher selbst, sie werden ein Bild von einer kommunistischen Gesellschaft zeichnen, in der die Menschen gleich sind, in der es keine Reichen und Armen gibt, in der es keine Kriege und Konflikte mehr gibt, keinen Neid oder Hass. Das bedeutet, dass das Ideal tief in uns allen lebt und dass die Menschheit immer wieder danach streben wird. Dann wird man die Oktoberrevolution wieder studieren, Lehren daraus ziehen und Fehler vermeiden.“

Quellen: ORF/La Repubblica

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