Die Streikenden fordern eine Wiedereingliederung in das staatliche Unternehmen KMG, um eine einheitliche Regelung und Erhöhung der Gehälter zu erreichen. Aus diesem Grund wandten sich die Arbeiter an den Landespräsidenten Toqajew.
Mangghystau. Die Arbeiterinnen und Arbeiter von West Oil Software in Mangghystau streiken weiterhin und haben sich inzwischen an den Präsidenten des Landes, Qassym-Schomart Toqajew, gewandt. Sie fordern, dass das 2018 privatisierte Unternehmen wieder an KazMunayGas (KMG) angegliedert wird. Der Konzern würde damit entprivatisiert, denn 100 Prozent der Aktienanteile des Mineralölunternehmens KMG gehören dem kasachischen Staatsunternehmen Samruk-Kazyna.
Am 11. Dezember 2023 streikten rund 500 Beschäftigte von West Oil. Am selben Tag erkannte das örtliche Gericht den Streik in einer geschlossenen Anhörung ohne Beteiligung der Gewerkschaften als illegal an. Seitdem haben die streikenden Arbeiter und ihre Familien Einschüchterungsversuche seitens des Unternehmens und der örtlichen Behörden geltend gemacht. Eine Berufung gegen die Entscheidung des Gerichts wurde abgewiesen.
Versprechen nie eingehalten
Die Streikenden sind insbesondere darüber empört, dass sich die Arbeitsbedingungen im Unternehmen verschlechtert haben: Die Ausrüstung ist veraltet, und das Gehalt, das sich auf etwa vierhunderttausend Tenge beläuft (entspricht 820 Euro), liegt unter dem einheitlichen System der Arbeitsvergütung in der KMG.
Vor fünf Jahren hatte das nationale Unternehmen die Verträge mit den Beschäftigten gekündigt und versichert, dass dies nur vorübergehend sei. Seitdem sind die Versprechen jedoch nicht erfüllt worden.
„Wo sind Ihre Versprechen, die Sie nach dem blutigen Kantar [gemeint sind die blutig niedergeschlagenen Massenproteste im Jänner 2022, Anm. d. Red.] gegeben haben, dass Kasachstan ein Anhörungsstaat werden würde? Seit mehr als drei Monaten können wir die Behörden nicht mehr erreichen. Nichts zu sehen und niemanden zu hören, ist ein großes Vergehen. Um den Wettbewerb im Mangghystau zu fördern, wurden Dienstleistungsunternehmen privatisiert. Infolgedessen hat sich der soziale Status der Bürger in der Region verschlechtert, die Arbeitslosigkeit hat zugenommen, und unsere Arbeitsrechte werden verletzt. Und die privaten Unternehmer machen im Einvernehmen mit den Behörden, was sie wollen. Seit der Entdeckung des Zhetybai-Feldes im Jahr 1961 ist ein Dienstleistungs- und Transportunternehmen dort tätig, wo unsere Vorfahren und wir heute arbeiten. Wir werden nicht zulassen, dass es privatisiert wird. Wenn Kasachstan wirklich ein zuhörender Staat ist, bitten wir Sie, zuzuhören und eine politische Entscheidung zu treffen“, so die Streikenden.
West Oil Software droht mit Entlassung und Streikbrechern
Am Vortag hatte die Geschäftsführung von West Oil Software den streikenden Arbeitern mit Entlassung gedroht. Aber die Streikenden haben nicht die Absicht, sich aus dem Arbeitskampf zurückzuziehen. Sie sind sich sicher, dass angesichts der zerstörten Ausrüstung und der Löhne, die nicht den KMG-Normen entsprechen, niemand mehr dorthin gehen will. Mit solchen und ähnlichen Aussagen will man unter anderem den angekündigten arbeitslosen Streikbrechern aus der Region den Wind aus den Segeln nehmen.
Inzwischen hat KazMunayGas auf den Streik reagiert. Das nationale Unternehmen forderte die Mitarbeiter von West Oil Software auf, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.
„Die von KMG-Tochtergesellschaften vertretenen Kunden versorgen die Vertragsunternehmen mit langfristigen Volumina. KMG kontrolliert, dass die Löhne und Sozialbeiträge der Arbeitnehmer pünktlich und vollständig gezahlt werden. Außerdem werden Mittel für die Erneuerung der LLP-Ausrüstung bereitgestellt. Der anhaltende Streik hat der West Oil Software sowie der Mangistaumunaigas JSC aufgrund der fehlenden Ölförderung im Zhetybai-Feld erheblichen Schaden zugefügt. Bislang beläuft sich der Gesamtschaden auf 1 Milliarde 320 Millionen Tenge“, sagte Zhasulan Baluanov, Direktor der KMG-Abteilung für Ölfelddienste.
KMG forderte die Arbeiter auf, Probleme im Dialog zu lösen. Dass das nichts bringt, haben die immer noch sehr aktuellen Streiks bei West Oil Software aber schon bewiesen. Mehrere Arbeiter, die auch damals schon gestreikt haben, wurden entlassen. Das Bezirksgericht sekundierte das Unternehmen, indem der Streik für illegal erklärt wurde. Am 13. Jänner wurden sieben streikende Arbeiter von der Polizei verhört, und West Oil Software kündigte ihre Entlassung an. Im Februar verurteilte der Internationale Gewerkschaftsbund die Verletzung der Rechte der streikenden Ölarbeiter in Mangghystau.
Quelle: Orda.kz / ulysmedia.kz