Für viele geht der amerikanische Traum nicht in Erfüllung, sondern verwandelt sich in einen Alptraum. Ein Aspekt davon ist die Gefahr, durch mangelnde gesundheitliche Versorgung und Vorsorge sowie sozialer Verelendung in die Medikamentensucht zu fallen. Bei Fentanyl hat das meist ein tödliches Ende.
Washington, D.C. Seit vielen Jahren ist es in den Vereinigten Staaten üblich, dass man Menschen lieber dazu anweist, sich mit Medikamenten und Schmerzmitteln zu versorgen, anstatt sie angemessen ärztlich zu behandeln. In einem Land, das die Profitlogik im Gesundheitswesen auf die Spitze getrieben hat, ist das traurige Alltagsrealität. Die Folge: Millionen von Menschen gleiten nach kleineren Verletzungen oder anderen gesundheitlichen Zwischenfällen oft in die Abhängigkeit von billigen und leicht erhältlichen Medikamenten ab. Es ist quasi eine Volkskrankheit geworden – man spricht von einer Epidmenie der Medikamtensucht.
In den letzten Jahren ist es vor allem die synthetische Droge Fentanyl, die sich weit verbreitet. Das Mittel hat eine ähnliche Wirkung wie Heroin, allerdings bis zu 50-mal potenter, und wird Patientinnen und Patienten die an unheilbaren Krebserkrankungen leiden verabreicht. Bereits zwei Milligramm reichen für eine tödliche Dosis.
Fentanyl als Schmerzmittel mit Suchtpotential
Fentanyl wird aber bereits seit längerem nicht nur für Schmerzlinderung angewendet, sondern die Droge hat sich bereits in der Bevölkerung ausgebreitet und kommt nach der Herstellung in Mexiko in den USA unter mehreren Namen unter die Leute. Die Konsequenzen sind verheerend: Zwei Drittel der 108.000 Toten nach einer Drogenüberdosis 2021 starben an Fentanyl. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Opfer zwischen 10 und 18 Jahren verdoppelt.
Das Kapital braucht lächelnde Sklaven
Behörden, die gegen den Drogenhandel vorgehen sind nicht in der Lage der Situation Herr zu werden, ähnlich wie in den vergangen „War(s) on Drugs“ ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Denn es ist die pervertierte kapitalistische Gesellschaft selbst, die den Anlass und Grund für viele liefert, zu Drogen zu greifen. Drogenkonsum ist letztlich ein Mittel der Konsumentinnen und Konsumenten sich von den elendigen Lebensbedingungen abzulenken, die der Kapitalismus für sie bereithält. Im Fall von Schmerzmitteln wie Fentanyl ist es auch die Ablenkung von Schmerzen, deren Behandlung man sich nicht leisten kann. Das Kapital braucht eben lächelnde Sklaven. Und wer süchtig ist, ist mit der Suche nach Nachschub beschäftigt und hat keine Zeit für den Kampf gegen die Ursachen des eigenen Elends.
Pharmakonzerte und deren Lobbys blockieren die Entwicklung nachhaltigerer und gesünderer Medikamente und Behandlungen oft aus reiner Profitlogik. Das hohe Suchtpotential ihrer Produkte ist kein bedauerliches Nebenprodukt, sondern willkommener Profitmotor. Die Menschen, die daran zugrunde gehen sind für die Konzerne lediglich Kollateralschäden. Der Staat, dessen Aufgabe es sein sollte die Bürger zu schützen, sitzt mit den Lobbyisten der Konzerne in einem Boot und die Politiker kassieren am Leid des Volkes mit, während sie öffentlich einen erfolglosen Krieg gegen die Drogen herbeifantasieren.
Quelle: ORF