Damaskus. Ein hochbrisantes Treffen zwischen den USA und der von Dschihadisten geführten Hayat Tahrir al-Sham (HTS) in Syrien sorgt für Schlagzeilen. Ein syrischer Beamter bestätigte gegenüber AFP, dass die Gespräche in einer „positiven Atmosphäre“ stattfanden und zu „positiven Ergebnissen“ führten. Dieses Ereignis markiert eine Wende im Umgang der USA mit einer Gruppe, die lange Zeit als terroristische Organisation eingestuft wurde.
Ein Treffen, das überrascht
Ahmed al-Sharaa, der Anführer von HTS, war bis vor Kurzem auf der US-Liste der meistgesuchten Terroristen, mit einem Kopfgeld von 10 Millionen Dollar. Doch während des Treffens lobten US-Vertreter seinen „Realismus“ und signalisierten eine neue Phase der Zusammenarbeit. Barbara Leaf, die stellvertretende US-Außenministerin, erklärte, das Kopfgeld auf al-Sharaa werde nicht mehr aufrechterhalten. Die Gespräche drehten sich um die Stabilisierung Syriens und die Bekämpfung extremistischer Bedrohungen.
Geopolitische Interessen im Fokus
Die Verhandlungen reflektieren die geopolitischen Prioritäten der USA in Syrien. Der Iran, ein zentraler Akteur in der Region, spielt laut al-Sharaain der politischen Zukunft des Landes „keine Rolle“. Damit stärken die USA ihre Position gegen rivalisierende Mächte wie Russland und den Iran. Gleichzeitig hat sich die US-Militärpräsenz in Syrien deutlich verstärkt, was die strategische Bedeutung des Landes unterstreicht.
Rebranding eines Dschihadistenführers
Die Umwandlung von al-Sharaa von einem geächteten Terroristen zu einem „pragmatischen Führer“ wirft Fragen auf. Westliche Medien porträtieren ihn zunehmend als Reformator und Anführer eines neuen Syriens. CNN und die Washington Post beschrieben ihn als „charismatischen Realisten“. Man könnte in diesem Zusammenhang jedoch von einer „euro-atlantischen Schönfärberei“ sprechen und schreiben, die das Leid der syrischen Bevölkerung ignoriert und all die Risiken und vergangenen Taten derjenigen, die jetzt gefeiert werden.
Internationale Reaktionen
Während die USA und ihre Verbündeten Gespräche mit der neuen syrischen „Übergangsregierung“ führen, verschärft die Türkei ihre militärischen Operationen gegen kurdische Kräfte im Norden des Landes. Präsident Erdogan plant einen Besuch in Damaskus, um die Zusammenarbeit mit der neuen Führung zu stärken. Auch Israel nutzt die instabile Lage aus, um seine Besatzung syrischer Gebiete zu festigen.
Humanitäre und ethische Bedenken
Das Rebranding von HTS und die geopolitischen Manöver der USA werfen humanitäre und soziale Fragen auf. HTS wird weiterhin mit Menschenrechtsverletzungen und Gewalt in Verbindung gebracht. Berichte über Hinrichtungen und ethnische Säuberungen in von HTS kontrollierten Gebieten stehen im Widerspruch zu den Darstellungen der westlichen Medien.
Ein neues Kapitel in Syrien?
Das Treffen in Damaskus könnte ein Wendepunkt in der syrischen Krise sein. Doch ob es zu einem nachhaltigen Frieden oder einer weiteren Eskalation führt, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass die strategischen Interessen der USA und ihrer Verbündeten im Vordergrund stehen – mit fragwürdigen Partnern an ihrer Seite.