Gewerkschaft vida und Ärztekammer sehen die breite Beteiligung am Warnstreik als Auftrag.
Wien. Die Beschäftigten der Wiener Ordensspitäler Göttlicher Heiland, Herz-Jesu, Barmherzige Schwestern, Barmherzige Brüder und St. Josef haben heute am Vormittag im Rahmen eines dreistündigen Warnstreiks für einen Teuerungsausgleich protestiert. „Die Kolleginnen und Kollegen haben zweieinhalb Jahre an vorderster Front gegen das Coronavirus gekämpft. Es kann nicht sein, dass sie jetzt ordentlichen Lohnerhöhungen hinterherlaufen müssen“, sagt Gerald Mjka, Vorsitzender des Fachbereichs Gesundheit in der Gewerkschaft vida. Es lag bis zuletzt kein ernstzunehmendes Angebot der Arbeitgeberseite im Rahmen der KV-Verhandlungen auf dem Tisch. „Die Arbeitgeber haben uns keine andere Wahl gelassen, als diesen Warnstreik zu organisieren“, bestätigt Stefan Ferenci, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer.
Die Gewerkschaft vida und die Ärztekammer fühlen sich durch die hohe TeilnehmerInnenanzahl am Warnstreik bestätigt. „Nahezu 100 Prozent der Beschäftigten haben sich bei einer Befragung in den vergangenen Wochen für einen Streik ausgesprochen. Das war ein Auftrag an uns, dem wir als Arbeitnehmervertreter nachgekommen sind. Die breite Beteiligung am Streik bestätigt uns“, so Gewerkschafter Mjka. Die Arbeitgeber seien sich ihrer Verantwortung gegenüber den MitarbeiterInnen nicht bewusst. „Anders können wir es uns nicht erklären, dass man Einmalzahlungen in Höhe von 50 Euro anbietet und viele Berufsgruppen gänzlich ausschließt“, so der Gewerkschafter: „Die Kolleginnen und Kollegen haben sich faire Einkommenserhöhungen gegen die Teuerung und gegen die explodierenden Preise verdient.“
„Die Ärztekammer kämpft gemeinsam mit der Gewerkschaft vida für ordentliche Gehaltserhöhungen für die Ärztinnen und Ärzte sowie das gesamte Personal, das die Ordensspitäler am Laufen hält. Dass aber nicht nur die Beschäftigten der Ordensspitäler am Limit sind, hat die von der Ärztekammer Wien in Auftrag gegebene große Spitalsumfrage bestätigt: 84 Prozent der befragten Spitalsärztinnen und ‑ärzte stimmen der Aussage sehr zu bzw. zu, dass die aktuellen Rahmenbedingungen im Spital zu einem Qualitätsverlust in der medizinischen Betreuung führen. Den Ärztinnen und Ärzten der Ordensspitäler in dieser Situation nicht einmal eine Inflationsabgeltung anzubieten, ist – vorsichtig formuliert – alles andere als wertschätzend und wird von uns dementsprechend beantwortet“, sprach sich Ferenci deutlich für den Warnstreik aus und rief alle angestellten Ärztinnen und Ärzte dazu auf, sich mit den streikenden Kolleginnen und Kollegen in den Ordensspitälern solidarisch zu zeigen.
Es sei dabei aber nicht nur um ein deutliches Lohnplus, sondern insbesondere auch um bessere Arbeitsbedingungen für alle Berufsgruppen gegangen, betont Ärztekammervertreter Ferenci. Die Belastung in den Spitälern nehme für alle zu. „Jetzt sind sowohl die Arbeitgeber als auch die Politik gefordert, schleunigst Anpassungen vorzunehmen, bevor das System in sich zusammenbricht“, so Ferenci und schließt gemeinsam mit Mjka: „Es ist heute beim Warnstreik zur einen oder anderen Verzögerung bei den Spitalsleistungen gekommen, doch kein Patient und keine Patientin haben Schaden genommen. Vielmehr haben sie Verständnis für den Streik gezeigt.“
Nicht weniger als 20 Prozent aller stationären Patientinnen und Patienten in Wien werden in einem der sieben Ordensspitäler von den Beschäftigten behandelt und betreut. Das sind jährlich 131.000 Menschen, die 516.740 Tage im Krankenhaus verbringen. Mehr als 60.000 Operationen werden durchgeführt, 32.000 Patientinnen und Patienten tagesklinisch und weitere 300.000 in den Ambulanzen behandelt – Tendenz steigend. Damit stellen die Ordensspitäler und deren Beschäftigte eine immer stärker werdende Säule bei der Gesundheitsversorgung Wiens dar.
Quelle: OTS