HomeKlassenkampfKV-Verhandlungen: Bosse wollen 60-Stunden-Woche als Regelfall

KV-Verhandlungen: Bosse wollen 60-Stunden-Woche als Regelfall

Metaller berufen nach „Respektlosigkeit“ der Unternehmer BetriebsrätInnenkonferenzen ein. Doch ein Einknicken der sozialdemokratischen Gewerkschafter droht.

Nach provokant niedrigen „Angeboten“ der Unternehmerseite bei den Verhandlungen zum Metaller-Kollektivvertrags – wir berichteten – spitzt sich die Lage zu. Dieser Tage finden in ganz Österreich BetriebsrätInnenkonferenzen statt, um über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Um Streik geht es dabei vorerst nicht, am 21. Oktober startet die dritte Verhandlungsrunde. Die Gewerkschaft will von ihrer Forderung von 4,5 % Lohn- und Gehaltsplus für die 134.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Branche nicht abweichen.

Freilich besteht die Gefahr, dass es sich wieder nur um reine Inszenierung handelt. 4,5 Prozent plus war auch die Metaller-Forderung 2019, damals gaben sich die SP-Gewerkschaftsgranden mit einem gestaffelten Abschluss von 2,6–2,8 % zufrieden. Im Vorjahr wurde gar nicht erst ernsthaft verhandelt und es gab angesichts der gestiegenen Inflation letztlich Reallohnverluste, wie das WIFO kürzlich vorrechnete. Der desaströse diesjährige Abschluss bei den Großbäckereien von 2,11 %, von der Gewerkschaft auch noch als Erfolg gepriesen, zeigt jedenfalls, wohin die Reise gehen kann, wenn nicht Kampfmaßnahmen ergriffen werden.

Rückschritte drohen

Mit einer dermaßen laxen Gewerkschaftsführung fällt es den Unternehmern leicht, die KV-Verhandlungen zunehmend zu weiteren Verschlechterungen zulasten der Beschäftigten zu missbrauchen. So sollen nach den Wünschen der Bosse die Wochenarbeitszeit im Anlassfall auf bis zu 60 Stunden steigen, überlange Durchrechnungszeiträume die Überstundenzuschläge de facto abschaffen und die Sonntagsarbeit aufs ganze Jahr ausgedehnt werden.

Dabei sind die Taschen der Fabrikanten gerade heuer prall gefüllt: Die Metallindustrie schreibt Rekordgewinne, die Auftragsbücher sind voll. Steigen Dividenden und Vorstandsbezügen deutlich stärker als 4,5 Prozent, gilt das als völlig normal – aber wenn die Beschäftigten etwas von ihrer Arbeit haben sollen, bricht nach den Worten der Bosse aber gleich die Welt zusammen. Aus ihrer Sicht ist nie die Zeit für ein ordentliches Lohnplus, jedes Jahr gibt es eine neue Ausrede.

Eine andere Sprache als klare Kampfmaßnahmen werden die Unternehmer nicht verstehen. PdA-Vorsitzender Tibor Zenker dazu: „Wir sind davon überzeugt, dass nur die Arbeiterklasse selbst dafür sorgen kann, dass entscheidende Änderungen zu ihren Gunsten durchgesetzt werden, ihre sozialdemokratischen Gewerkschaftsvertreter knicken schlussendlich immer ein.“

Quellen: PdA, Wiener Zeitung, ORF

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