HomePanoramaFutterneidiger Fischereiverband will Otter abknallen lassen

Futterneidiger Fischereiverband will Otter abknallen lassen

Der Fischotter war in Österreich schon beinahe ausgerottet, bevor Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Nun wird deren Aufhebung gefordert – mit vorgeschobenen Gründen und fern jedes Artenschutzverständnisses.

Linz/Graz. Der oberösterreichische Fischereiverband tritt mit einer schrägen Forderung an die Öffentlichkeit: Er will, dass in Zukunft endlich wieder mehr Fischotter getötet werden. Warum? Aus seiner Sicht handelt es sich um unliebsame Konkurrenz. Der Fischereiverband wirft der wasseraffinen Marderart vor, die Fischbestände in den Flüssen ob der Enns zu dezimieren. Nun, da könnten die Herren vom Anglerklub tatsächlich auf einer ganz heißen Spur sein! Der Fischotter heißt womöglich deshalb Fischotter, weil er sich vorrangig von Fischen ernährt, hm?

Um sein mörderisches Ansinnen zu untermauern, beauftragte der Fischereiverband die Universität Graz mit einer Untersuchung, d.h. Zählung – Ergebnis: Es leben offenbar 640 Fischotter in Oberösterreich. Mehr als ausreichend und eigentlich definitiv zu viele, findet der Auftraggeber und fordert daher die Bejagung der Tiere – als Selbstzweck, denn es geht dabei ja nur ums Liquidieren. Es mag zwar stimmten, dass sich die Fischotterpopulation in ganz Österreich in den vergangenen zehn Jahren erholt hat, aber von einer Überbevölkerung mit störenden Auswirkungen sind wir weit entfernt.

Aber es hat freilich Tradition, andere Lebewesen für die Gefährdung von Fischbeständen verantwortlich zu machen, sei es den blutrünstigen Kormoran, den räuberischen Reiher oder eben den gefräßigen Otter. Dann erspart man es sich auch, nach anderen Ursachen zu forschen, wie z.B. der Gewässerverschmutzung, der Flussregulierung, den Kraftwerken, der Verbauung, der Erderwärmung oder – horribile dictu – der menschlichen Überfischung. Vielleicht sollte man lieber hier ansetzen, wenn man den (durchaus richtigen) Eindruck hat, dass vielerorts die Fischbestände schwinden – übrigens seltsamer Weise auch dort, wo es gar keine Otter gibt, da diese in Österreich ja nach wie vor dünn gesät bleiben.

Jedenfalls gilt der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) trotz langsamer Erholung immer noch als potenziell gefährdet – eine neuerliche Bejagung verbietet sich nicht nur nach EU-weiter Gesetzeslage, sondern auch nach jeder Vernunft. Nachdem vor einigen Jahrzehnten die Ausrottung durch den Menschen schon beinahe gelungen wäre, sollte man nun keinen neuen Versuch unternehmen, nur weil es in Oberösterreich wieder ein paar hundert Exemplare gibt.

Quelle: Der Standard

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