Ex-Kanzler Kurz bekommt offenbar einen Versorgungsposten in den USA. Dass das Unternehmen Palantir im Bereich Datenanalyse- und Überwachungssoftware tätig ist, erscheint so passend wie die Faust aufs Auge.
Denver/Wien. Kann man (wieder einmal) nicht erfinden: Gemäß übereinstimmenden Medienberichten tritt Österreichs Altkanzler Sebastian Kurz im kommenden Februar einen neuen Job an – und dies ist doppelt bemerkenswert. Nämlich nicht nur, weil Kurz somit im Alter von 36 Jahren erstmals nicht von den österreichischen Steuerzahlern ausgehalten wird, sondern wegen der Branche: Der US-Software- und Datenkonzern Palantir Technologies gilt als Schlüsselunternehmen der Überwachungsindustrie. Zu den Kunden zählen die Geheimdienste und das Militär der USA, die hessische Polizei sowie eine Reihe von Großbanken und Hedgefonds. Es sind schlussendlich „Big Brother“- und Spionage-IT sowie entsprechende Dienstleistungen, die angeboten werden. So gesehen ist es recht mutig von den Amerikanern, einen österreichischen Politikerdarsteller zu engagieren, dessen inszenierte Karriere an nicht gelöschten Chatnachrichten zerschellt ist.
Aber naja, richtig arbeiten wird Kurz ja eh nicht. Er ist Jus-Studienabbrecher, wird also nichts für die Palantir-Rechtsabteilung tun können, hat ansonsten wohl wenig Ahnung von Softwareentwicklung und Datenbankverknüpfung. Kurzens Job wird eher im Bereich der Repräsentation liegen, der Geschäftsanbahnung und der Werbeauftritte – das könnte schon halbwegs klappen. Im staatsmonopolistischen Kapitalismus ist es natürlich Usus, dass Konzerne abgehalfterte Ex-Politiker mit hochdotierten Versorgungsposten ausstatten, um ein bissel „Networking“ zu betreiben und sich mit mehr oder minder prominenten Namen zu schmücken. Vielleicht kann man Kurz auch als indirektes Testimonial verwenden, um im Bereich Datenschutz und Überwachungssoftware mit dem Zaunpfahl zu winken. Wenn sogar ein Regierungschef nicht einmal vor dem Datensammlern der Korruptionsstaatsanwaltschaft sicher ist, was kann dann erst ein US-Konzern mit Milliardenumsatz in Bereich des Ausspionierens gemeiner Bürger schaffen?
Wie dem auch sei – offensichtlich lässt sich der mehrfach gescheiterte Ex-Kanzler auf die gut gepolsterte Seite des Lebens fallen. Nachdem er ein paar Jahre auf unsere Kosten politisch dilettiert und intrigiert, aber trotzdem den arbeitenden Menschen das Leben erschwert hat, sorgt das Großkapital nun für sein fürstliches Auskommen – diesem hat er ja auch in der Regierung anstandslos gedient. Die fragwürdigen politischen „Eliten“ richten es sich, während die Bevölkerung ums Überleben strampelt und im Falle von Arbeitslosigkeit vom AMS drangsaliert wird. So läuft das im Kapitalismus. Im schlimmsten Fall muss Kurz halt mit Fußfessel zwischen den USA und Österreich hin und her jetten.
Quelle: Der Standard