HomeKlassenkampfChemie-KV: Gewerkschaft beugt sich, Streiks abgeblasen

Chemie-KV: Gewerkschaft beugt sich, Streiks abgeblasen

Österreich. Vor einer Woche maulten die gewerkschaftlichen Verhandler für den Kollektivvertrag in der chemischen Industrie noch darüber, dass „Diktat statt Sozialpartnerschaft offenbar das neue Motto der WKÖ“ sei. Schon diese Woche ist es so weit, dass sich die Gewerkschaftsvertreter diesem Diktat willig beugen und die Ergebnisse schönreden. Ein übliches Spiel in der österreichischen „Sozialpartnerschaft“, mit der seit 75 Jahren versucht wird, die Klassendiktatur zu kaschieren, die das österreichische Kapital über die Arbeiterklasse und das Volk ausübt. Neu ist daran rein gar nichts.

Wie so oft waren die Streikdrohungen im Vorfeld der gestrigen Verhandlungsrunde bloß ein Säbelrasseln, ein Feigenblatt für angebliches „Kämpfertum“. Das ursprüngliche Angebot der Unternehmen von 1,57% für die 45.000 ArbeiterInnen und Angestellten wurde um lediglich 0,03 Prozentpunkte nach oben korrigiert. Die 45.000 ArbeiterInnen und Angestellten erhalten künftig also um 1,6% höhere Löhne und Gehälter. Dem gegenüber stehen 2,8%, wie sie vonseiten der Gewerkschaft eigentlich gefordert wurden. Angesichts dieses eklatanten Unterschieds erscheinen die höheren – angemesseneren – Forderungen, mit denen die sozialdemokratischen Gewerkschaftsvertreter alljährlich in Verhandlungen starten, von Anfang an als willkürlich aus der Luft gegriffene Zahlen und jedenfalls als eine unehrliche Augenauswischerei.

Dieser KV-Abschluss führt wieder einmal vor Augen, wie nötig Gewerkschaften sind. Kämpferische Gewerkschaften allerdings. Solange sich eine Gewerkschaft jedoch vor allem über „fehlende sozialpartnerschaftliche Verhandlungskultur auf Augenhöhe“ Sorgen macht, anstatt der klassenkämpferischen Realität ins Auge zu sehen und die Arbeiterklasse zu neuer Stärke zu verhelfen, braucht man sich über solche Ergebnisse bei KV-Verhandlungen nicht wundern. Unterdessen profitieren die Unternehmen von Kurzarbeit und Investitionsprogrammen der Regierung und man reibt sich die Hände darüber, dass auch die Löhne nur geringfügig steigen.

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