HomePanoramaNeuer Höchststand bei antisemitischen Übergriffen

Neuer Höchststand bei antisemitischen Übergriffen

Für das Jahr 2020 dokumentierte die Antisemitismus-Meldestellte der IKG 585 Vorfälle – ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr und gleichzeitig ein „Rekord“ der letzten beiden Jahrzehnte.

Wien. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) legte am vergangenen Montag den Bericht ihrer Antisemitismus-Meldestelle für das Jahr 2020 vor. Mit 585 antisemitischen Vorfällen in Österreich wurde nicht nur ein Anstieg gegenüber 2019 um 6,4 Prozent markiert, sondern auch ein absoluter Höchststand seit Beginn der Dokumentation vor 19 Jahren. Die 585 gemeldeten Taten gliedern sich auf in elf physische Angriffe (plus fünf gegenüber 2019), 22 Bedrohungen (plus vier), 53 Sachbeschädigungen (minus 25) sowie 135 einschlägige Massenzuschriften (minus 74). Die größten Steigerungen entfallen auf verletzendes Verhalten, wovon 364 Fälle gemeldet wurden (plus 125) – darunter fallen insbesondere antisemitische Beleidigungen und Beschimpfungen, sowohl in der direkten mündlichen wie in schriftlicher Kommunikation.

Bezüglich der gewählten Mittel beruhen 175 Meldungen auf persönlicher Wahrnehmung, soziale Netzwerke schlagen mit 135 Vorfällen zu Buche, Online-Kommentare mit 124, E‑Mails mit 112 und Briefe mit 33. IKG-Präsident Oskar Deutsch sieht einen Zusammenhang mit der CoViD-19-Pandemie: Sowohl im Internet als auch bei und am Rande von „Anti-Corona-Demos“ seien antisemitische Beschimpfungen, Lügen und Verschwörungsmythen vermehrt aufgetreten. „Aus solchen Worten kann sich ein Flächenbrand der Taten entwickeln, wenn wir ihnen nicht entgegentreten“, so Deutsch. Zweifellos findet der rabiate Antisemitismus des Rechtsextremismus und Neonazismus hier einen Resonanzkörper, der offen für allerlei Verschwörungstheorien ist.

Wahrnehmungen über antisemitische Vorfälle können unter der Mailadresse meldung[at]ikg-wien.at eingebracht werden, für die strafrechtliche Verfolgung von Angriffen und Übergriffen ist jedoch natürlich die Polizei zuständig. Bei der Beobachtung von Antisemitismus ist aber auch, sofern man es sich zutraut, couragiertes Eingreifen gefragt, mit Worten und nötigenfalls mit beschützenden Taten. Österreich weist leider eine jahrhundertelange Geschichte der Judenfeindschaft und des Antisemitismus auf – mit dem traurigen Tiefpunkt des faschistischen Holocausts –, und es ist hoch an der Zeit, diese Dummheit sowie ganz bewusste Missetaten zu überwinden. Um mit Lenin zu sprechen: „Schmach und Schande über den, der Feindschaft gegen die Juden sät!“

Quelle: ORF

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