In der vergangenen Woche wurde berichtet, dass die Berufsgruppe der Paketzustellerinnen und ‑zusteller auf die Liste der Mangelberufe kommen könnte. Dieser Schritt würde wahrscheinlich mit einer weiteren Verschärfung der Beschäftigungsbedingungen auf Kosten migrantischer Arbeitskräften einhergehen.
Wien. Die Mangelberufsliste für 2023 ist die umfangreichste und umfasst 100 bundesweite sowie 58 regionale Berufe. Jetzt soll – wie die Tageszeitung Der Standard berichtet – eine weitere Berufsgruppe dazukommen, die Paketzustellerinnen und ‑zusteller.
Die Gewerkschaft vida betont, dass die Rot-Weiß-Rot-Karte und die erweiterte Mangelberufsliste vollkommen falsche Anreize setzen würden. Mit den Paketzustellerinnen und ‑zustellern würde dann ein Beruf auf der Liste stehen, für den es keine Ausbildung braucht, was ein Novum wäre.
Schlechte Arbeitsbedingungen
Dieser Arbeitsbereich ist bekannt für seine schlechten Arbeitsbedingungen, spätestens mit der Covid-Pandemie haben sich die Verhältnisse in diesem Bereich noch einmal nachhaltig verändert. Der Onlinehandel boomt und es werden andere Gegenstände, auch Möbel und weitere schwere und sperrige Gegenstände im Internet bestellt und müssen zugestellt werden. Das wird in der Planung der Arbeit seitens der Logistikkonzerne nicht berücksichtigt. Der Druck durch die zunehmende Zahl der Pakete nimmt weit zu.
Noch zu Beginn des Jahres machte beispielsweise der Zusteller DPD Schlagzeilen mit Arbeitstagen, die im Schnitt 15 Stunden und bis zu 17 Stunden dauern, von einem Nettostundenlohn von 5,20 Euro sowie von anderen unwürdigen Zuständen. DPD Austria ist mit einem Marktanteil von 19 Prozent der größte private Zustelldienst im Land. Auch der Onlineriese Amazon macht immer wieder Schlagzeilen wegen der herrschenden Missstände.
Mangelberufsliste statt andere Arbeitsbedingungen
Anstatt an den herrschenden verheerenden Beschäftigungsbedingungen etwas zu verändern und den Arbeitsbereich hierdurch zu attraktiveren, kommt der Beruf also wahrscheinlich auf eine Mangelberufsliste. So löst Arbeitsminister Kocher (ÖVP), ebenso wie die Wirtschaft gerne den Arbeitskräftemangel in Berufsfeldern mit schlechten Arbeitsbedingungen. Durch die Rot-Weiß-Rot-Karte können, wenn der Arbeitsbereich auf der Mangelberufsliste steht, migrantische Arbeitskräfte angeworben werden, um unter widrigen Bedingungen in Österreich zu arbeiten. Das wäre wieder einmal eine Lösung ganz im Sinne des Kapitals.
Quelle: APA-OTS/Zeitung der Arbeit/Der Standard