Mauthausen. Am gestrigen Sonntag fanden die alljährlichen Befreiungsfeierlichkeiten auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen statt. Diese fanden heuer unter Pandemiebedingungen in anderer Form als in der Vergangenheit statt.
Vor dem traditionellen Einzug fand eine gemeinsame Kundgebung des KZ-Verbands/VdA Oberösterreich und der Partei der Arbeit Österreichs an der Klagemauer vor der Tafel statt, die an 42 Widerstandskämpfer der „Welser Gruppe“ erinnert und sie ehrt. Diese wurden vom 28. auf 29. April 1945, nur wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, in die Gaskammer getrieben und ermordet. Im Befehl des NS-Gauleiters von Oberdonau hieß es, dass ein wiedererstandenes Österreich „keine aufbauwilligen Kräfte“ vorfinden solle.
Harald Grünn, Vorsitzender des KZ-Verbands/VdA Oberösterreich, ging in seiner Rede auf Otto Pensl, einem der Opfer dieser Vergasungsaktion ein. Pensl war Spitzensportler, kämpfte an der Seite des Schutzbundes im Februar 1934 und mit der illegalen KPÖ im Widerstand gegen den deutschen Faschismus. Bereits 1934 kam er wegen kommunistischer Betätigung drei Monate in Haft. Erst 1935 konnte Pensl seine Arbeit in den Steyr-Werken wieder aufnehmen. 1939 entließen ihn die Steyr-Werke aus politischen Gründen. 1942 wurde Pensl verurteilt und kam in Haft. Nach kurzzeitiger Freilassung wurde er 1944 im Rahmen einer groß angelegten Inhaftierungsaktion von Kommunisten ins KZ-Mauthausen gebracht und wurde wie viele weitere Kommunisten Opfer der letzten Vergasungsaktion.
Raffael Schöberl, Sprecher der PdA in Oberösterreich, unterstrich in seiner Rede, dass es bei dieser letzten Tötungsaktion nicht ohne Grund mehrheitlich Kommunisten getroffen hatte und betonte den Klassencharakter des Faschismus. Schöberl ging in seiner Rede auch auf ein Mitglied der Welser-Gruppe ein, und zwar auf Sepp Teufl. Anhand seines Lebens verdeutlichte er den Charakter des Faschismus und die Willensstärke des antifaschistischen Widerstandes.
Teufl war Mitglied des ZKs der Kommunistischen Partei. In den Jahren 1926 bis 1929 arbeitete er in den Steyr-Werken, wo er sich der revolutionären Arbeiterbewegung annäherte und schließlich als Maschinenschlosser in die Linzer Tabakfabrik wechselte. Im selben Jahr wurde er auch Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs. In der Tabakfabrik engagierte er sich zudem gewerkschaftlich, wurde schon bald zum Betriebsrat gewählt und bis zum Verbot der Gewerkschaften war er Vertrauensmann der Tabakarbeitergewerkschaft. Sepp Teufl beteiligte wie sich Pensel aktiv und musste eine sechsmonatige Haftstrafe in Zeiten des Austrofaschismus absitzen. Während seiner Haft wurde er vom 12. Parteitag der KPÖ in Prag im September 1934 zum Mitglied des Zentralkomitees gewählt. Er war im Widerstand gegen den deutschen Faschismus aktiv und betrieb bspw. bis 1942 eine illegale Druckerei. 1944 kam auch er in das KZ-Mauthausen und wurde kurz vor Kriegsende getötet.
Schöberl schloss seine Rede mit der Feststellung: „Der Faschismus hat einen offenkundigen Klassencharakter, der der Herrschaft der Monopole dient. Das Monopolkapital hat diejenigen beseitigt, die ihnen gefährlich werden könnten. Der deutsche Faschismus hatte ganz Europa mit Krieg überzogen und eine Terror- und Gewaltherrschaft errichtet, die noch im Untergehen versuchte, sich den Kommunistinnen und Kommunisten zu entledigen – und dies nicht nur in Mauthausen. Und natürlich geschah das alles auch nicht zufällig!“ Er hielt fest, dass der Faschismus nur durch den Kampf gegen den Kapitalismus besiegt werden kann.
Die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) beteiligte sich gemeinsam mit dem KZ-Verband/VdA Oberösterreich und der Arbeitsgemeinschaft der Opferverbände, der Kommunistischen Jugend (KJÖ) und dem Kommunistischen StudentInnenverband (KSV) am Gedenkmarsch, der durch die Opferverbände organisiert wurde und an dem sich zahlreiche Delegationen aus der Jugend beteiligten. Am Einzug nahmen trotz Pandemie fast 1.000 Menschen teil.
Im Anschluss an den Gedenkmarschs gab es ein Gedenken der Kommunistischen Jugend Oberösterreich gemeinsam mit der Sozialistischen Jugend Oberösterreichs. Die jungen Kommunisten, in Persona Moritz Pamminger, erinnerten in ihrem Redebeitrag an die Rolle des KJVs und seine Opfer im Widerstand gegen den Faschismus.
Pamminger betonte ebenfalls den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Faschismus und erinnerte: „Die Erkenntnis dieser engen Beziehung zwischen Monopolkapital und Faschismus verdanken wir der marxistischen Faschismusanalyse. Und folgerichtig trat die revolutionäre Arbeiterbewegung auch in den Widerstand gegen faschistische Systeme, ob unter Mussolini, Dollfuß oder eben Hitler. Die kommunistische Bewegung kämpfte konsequent gegen diese grausamste Form der kapitalistischen Herrschaft. Etliche Menschen sind im Partisanenkampf gegen die deutsche Wehrmacht gefallen, andere wurden in Konzentrationslager wie Mauthausen verfrachtet, um dort grausam getötet zu werden. In Österreich trugen die Kommunistinnen und Kommunisten die Hauptlast im Kampf gegen den deutschen Faschismus. Der Kommunistische Jugendverband Österreichs leistete ebenso wie die damalige KPÖ einen wichtigen Teil des Widerstandes. Der KJV schleuste Mitglieder in NS-Organisationen wie die HJ ein, druckte Flugblätter um Soldaten zur Desertation zu überzeugen und vernetzte Widerstandsgruppen in ganz Österreich miteinander. Für diesen Aufbau einer Widerstandsbewegung mussten viele GenossInnen des KJV ihr Leben lassen, so zum Beispiel Anni Gräf, die 1944 im Alter von 18 Jahren von den Nazis hingerichtet wurde.“
Ihren Abschluss fanden die Aktivitäten in einer Kundgebung vor dem Sowjetdenkmal mit einem Redebeitrag durch die Kommunistischen Jugend Österreichs, in dem die Rote Armee mit ihrem Beitrag zur Befreiung gewürdigt wurde. Kranzniederlegung gab es außerdem unter anderem für den General der Roten Armee, Dmitri Michailowitsch Karbyschew, am DDR-Denkmal sowie am Denkmal für die spanischen Republikaner.
Quelle: Partei der Arbeit