HomeKlassenkampfAb Mitternacht stehen die Züge still

Ab Mitternacht stehen die Züge still

„Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab.“ So kommentierte vida-Verhandlungsführer Gerhard Tauchner das Angebot der Eisenbahngesellschaften, statt 200 nun 208 Euro Fixbetrag anzubieten. Eigentlich ist es eine Provokation, ab Mitternacht wird gestreikt, manche Fernzüge werden schon vorher nicht fahren.

Wien. Das ursprüngliche Angebot der Eisenbahnunternehmen von 200 Euro monatlichem Fixbetrag wurde lediglich um acht Euro erhöht. „Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab“, sagt Gerhard Tauchner, stv. Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida und Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams. Die Gewerkschaft vida wird daher den österreichweiten 24-stündigen Warnstreik am 28. November 2022 von 0 bis 24 Uhr durchführen. „Die Verantwortung für diesen Warnstreik, für die Auswirkungen auf die Pendlerinnen und Pendler sowie für den wirtschaftlichen Schaden liegt damit ausschließlich bei der Wirtschaftskammer. Hätte sie sich in den letzten zwei Monaten bewegt und ernsthaft verhandelt, hätten wir schon lange einen Abschluss“, so Tauchner.

Die VerhandlerInnen der Gewerkschaft vida hätten die ganze Nacht versucht, am Verhandlungstisch eine Lösung zu finden, aber es sei weiterhin nicht möglich gewesen, ein entsprechendes Angebot der Wirtschaftskammervertreter zu erwirken. „Wir kämpfen für einen nachhaltigen Teuerungsausgleich, der im Zuge der explodierenden Preise vor allem niedrigere und mittlere Einkommen stärker entlastet“, so Tauchner. Denn solange es bei der Eisenbahn noch 40-Stunden-Jobs gäbe, wie im Nachtzug, wo KollegInnen 1.356 Euro netto im Monat als Einstiegsgehalt bekommen, gäbe es im Kollektivvertrag noch massiven Aufholbedarf. Derartige Nettoeinkommen liegen erheblich unter der Armutsgefährdungsschwelle, die für einen Einpersonenhaushalt inflationsbereinigt mittlerweile bei über 1.500 Euro netto pro Monat liegt.

Vorerst kein Einknicken vor den Unternehmervertretern

Am 28. November 2022 werden zwischen 0 und 24 Uhr keine Züge in Österreich verkehren. Die Eisenbahnunternehmen wurden von der Gewerkschaft vida bereits Mitte der Woche verständigt und ersucht, die Fahrgäste entsprechend zu informieren. „Wir ersuchen die betroffenen Fahrgäste um Verständnis, Geduld und Solidarität mit den 50.000 Eisenbahnbeschäftigten und entschuldigen uns für Unannehmlichkeiten“, sagt vida-Chefverhandler Tauchner.

„Wir fordern weiterhin einen monatlichen Fixbetrag in Höhe von 400 Euro auf KV- und Ist-Löhne, weil dieser insbesondere die niedrigen und mittleren Einkommen in Zeiten der anhaltenden Rekordinflation von inzwischen elf Prozent stützt“, bekräftigt Tauchner.

Die Gewerkschaft vida verhandelt nicht nur für die ÖBB-Bediensteten, sondern für alle Eisenbahnbeschäftigten in Österreich, der morgige Streik betrifft also auch die Westbahn, Regionalbahnen und sogar manche Buslinien. Den Kolleginnen und Kollegen ist zu ihrer Entschlossenheit zu gratulieren. Sie zeigen, dass es auch anders geht, als ohne Kampfmaßnahmen schlechte Abschlüsse zu erzielen, wie es in vielen anderen Branchen in diesem Herbst bereits geschehen ist. 

Quelle: OTS

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