Empörende Vorgänge bei ATB Spielberg: ÖGB und AK lassen sich vor die Tür setzen und die Mitarbeiter dürfen bei Androhung der fristlosen Entlassung nicht ihren Arbeitsplatz verlassen.
Spielberg. Am gestrigen Montag fand vor den Toren des ATB-Werkes in Spielberg eine Versammlung statt, an der etwa 250 Menschen teilnahmen. Die im Werk befindlichen Arbeiter durften daran nicht teilnehmen. Sie mussten am Arbeitsplatz bleiben und auf die Überreichung der Kündigungsschreiben warten. Bei Teilnahme an der Versammlung vor den Werkstoren wurde ihnen die fristlose Entlassung angedroht.
AK und ÖGB vor die Tür gesetzt
Vertreter von AK und ÖGB wurden vor die Tür gesetzt und ließen sich das natürlich gefallen. Dass die Belegschaft des Werkes in ihrer Verzweiflung und Wut keinerlei Kampferfahrung hat, ist einerseits logisch. Dass ihnen dabei die ÖGB- und AK-Funktionäre keine Hilfe sind, das andere. Denn sich einfach vor die Tür setzen zu lassen und zu akzeptieren, dass die Belegschaft quasi eingesperrt wird, stellt einen Tiefpunkt der Hilf- und Willenlosigkeit dar. Anstatt herumzueiern hätte der ÖGB längst die Streikfreigabe erteilen müssen. Es ist zu hoffen, dass die für Mittwoch angesetzte und vom Betriebsrat einberufene Betriebsversammlung nicht ähnlich planlos verläuft. Der steirische GLB-Arbeiterkammerrat Kurt Luttenberger dazu: „Darum braucht es jetzt ein Zeichen der Kampfbereitschaft. Die angekündigte Betriebsversammlung am Mittwoch darf da nur der erste Schritt sein!“
PdA: „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“
Bereits am Wochenende hatte der Vorsitzende der Partei der Arbeit, Tibor Zenker, die Belegschaft ermuntert: „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ ÖGB und AK setzen offenbar alle Hoffnung in den Rekurs, den sie am Oberlandesgericht Graz gegen die Entscheidung des Insolvenzgerichts Leoben eingelegt haben, mit dem die ATB-AG den Zuschlag für die Maschinen erhält und sie damit nach Serbien und Polen bringen kann. Ob das erfolgreich sein wird, weiß noch niemand, daher sollten auf alle Fälle Kampfmaßnahmen eingeleitet werden, denn sonst sind die Maschinen weg, bevor noch irgendetwas entschieden ist.
Gestern haben AK und ÖGB auch den Bundeskanzler und den Finanzminister aufgefordert, aktiv zu werden. Große Hoffnungen sollte man diesbezüglich nicht haben. Das, was jetzt in Spielberg abläuft, hat sich bereits 2016 in einem Werk fast genau gleich abgespielt. Daraus hätten AK und ÖGB längst Schlüsse ziehen können.
Quellen: APA-OTS/KPÖ Steiermark