HomeFeuilletonSportUEFA Nations League: Aufstieg für Österreich, Debakel für BRD

UEFA Nations League: Aufstieg für Österreich, Debakel für BRD

Die letzten Spieltage der europäischen Liga für Fußballnationalteams hievten Frankreich, Spanien, Italien und Belgien ins Final Four-Turnier und Österreich immerhin in die Elitekategorie. Für Deutschland setzte es hingegen eine historische Abreibung.

Nyon/Wien/Sevilla. Mitte dieser Woche wurden die (meisten) abschließenden Gruppenspiele der UEFA Nations League für Fußballnationalteams der Männer durchgeführt. Bei diesem Bewerb spielen die 55 Mitglieder der europäischen Fußballunion in einer Art Meisterschaftsmodus in 14 Gruppen gegeneinander. Diese Gruppen sind wiederum in die Kategorien A bis C eingeteilt, wobei erstere das Top-Level darstellt. Die Gruppensieger steigen jeweils in die nächsthöhere Kategorie auf, die Gruppenletzten ab. Am Ende spielen die Erstplatzierten der vier A‑Gruppen in einem Final Four-Event den Gesamtsieger aus. Es war heuer erst die zweite Auflage, nachdem 2018/19 Europameister Portugal gewonnen hatte. Diesmal erreichten Weltmeister Frankreich, der FIFA-Weltranglistenführende Belgien sowie Spanien und Italien die Finalrunde, die allerdings erst im Oktober 2021 stattfinden wird. Der Bewerb ist nicht unumstritten in seiner Sinnhaftigkeit, und natürlich spielten finanzielle Überlegungen bei der Etablierung eines zusätzlichen UEFA-Turniers zur EM eine Rolle. Einen Zweck erfüllt die Nations League aber mit Sicherheit, nämlich als etwas relevanterer Ersatz für die zuvor große Zahl an unmotivierten und irrelevanten Freundschaftsspielen. Zusätzlich wurde der Bewerb aufgewertet, indem Hintertüren für eine etwaige WM- und EM-Qualifikation integriert wurden, die auch „kleineren“ Fußballnationen eine Chance bietet: Und tatsächlich hat sich über das Play-Off der letzten Nations League der Underdog Nordmazedonien einen Startplatz für die EM 2020, die Corona-bedingt auf 2021 verschoben wurde, erkämpft.

Österreich sichert Aufstieg gegen Norwegens B‑Team

Österreich unter Übungsleiter Franco Foda trat bei der diesjährigen Nations League in der Gruppe B1 an, die zugelosten Gegner waren Rumänien, Norwegen und Nordirland. Am gestrigen letzten Spieltag kam es hierbei zum Showdown mit den Skandinaviern um den Gruppensieg und Aufstieg in die A‑Kategorie. Das Match war allerdings stark beeinträchtigt von der CoViD-19-Pandemie: Nicht nur, dass es im Wiener Ernst Happel-Stadion natürlich vor leeren Rängen über die Bühne ging, sondern es fand auch ohne die norwegische Nationalmannschaft statt. Diese musste nämlich nach dem positiven Corona-Test von Türkeilegionär Elabdellaoui auf Anweisung des nationalen Gesundheitsministeriums in Oslo in Quarantäne verbleiben und konnte weder zum vorherigen Spiel in Bukarest noch nach Schwechat fliegen. Die ausgefallene Begegnung gegen Rumänien, die am vergangenen Sonntag angesetzt war, wurde am „grünen Tisch“ der UEFA mit einem 3:0 für die besuchslosen Gastgeber gewertet, was für das Endspiel jedoch egal war – es ging gegen Österreich trotzdem um den ersten Platz. Daher stellte der norwegische Fußballverband eine Ersatz- und „Notelf“ zusammen, aus Spielern, die zuvor nicht im Teamkader standen und unter der Anleitung des U21-Trainers im Wiener Prater antraten. Damit war die Favoritenrolle klar zugewiesen, doch das eilig zusammengewürfelte skandinavische B‑Team verkaufte sich am Mittwochabend auch ohne Shooting Star Haaland mehr als teuer: Es erwies sich als dem ÖFB-Team um Alaba, Arnautovic & Co. zumindest ebenbürtig und ging sogar in Führung, erst wenige Minuten vor Schluss rettete Adrian Grbić mit dem Ausgleich den Österreichern das 1:1‑Remis. Damit steigt Österreich in die A‑Kategorie der 16 besten Nationalmannschaften Europas auf. In der Form zwar nicht gerade glänzend und beinahe eine Blamage, doch schlussendlich zählen nur das Resultat und der Erfolg.

Höchste Niederlage für Deutschland seit 89 Jahren

Apropos Blamage: Am vergangenen Dienstag setzte es für die deutsche Nationalmannschaft ein empfindliches Debakel. Beim Spiel gegen Spanien im Sevilla ging es noch um den Sieg in der Gruppe A4 und damit um die Qualifikation für das Final Four. Das DFB-Team ging als Tabellenführer in die Partie, hatte also gute Karten. Doch die Iberer, von 2008 bis 2012 das mit Abstand beste Team der Welt, haben offenbar zu alter Stärke zurückgefunden: Gleich sechsmal traf man ins Tor von Manuel Neuer, das Ergebnis von 6:0 für die Spanier bedeutet für die BRD eine historische Schlappe. Sie selbst hat zuvor noch nie so hoch verloren, „Deutschland“ im weiteren Sinn zuletzt vor 89 Jahren: Damals, 1931, kassierte die Auswahl der Weimarer Republik ein 0:6 – gegen Österreich. Der schon seit 2006 amtierende Teamchef Joachim Löw und Sportdirektor Oliver Bierhoff sind dementsprechend angezählt, einstweilen regiert noch die Schockstarre. Ob Löw noch der richtige Mann ist, um das DFB-Team in die nächstjährigen wichtigen Bewerbe (WM-Qualifikation, EM-Endrunde) zu führen, ist fraglich. Für die europäischen Nationalmannschaften folgt nun eine mehrmonatige Pause, in der viel Zeit zum Nachdenken sein wird. Die nächste Ausgabe der Nations League ist erst für 2022/23 geplant. Dabei wird also auch Österreich in der Top-Kategorie antreten, und wenn man einen frechen Wunsch für die Auslosung abgeben möchte, so würde man gegenüber Teams wie Spanien, Frankreich, England oder Niederlande nach Stand der Dinge doch Deutschland als einen der drei Gegner bevorzugen – es muss ja nicht gleich wieder ein 6:0 für den ÖFB werden, wie am 26. Mai 1931 in Berlin. Es reicht auch ein 5:0 wie im September desselben Jahres in Wien. Man will ja nicht unbescheiden sein.

Quelle: ORF / Kurier

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