Mit einem bizarren Projekt am Wiener Neubaugürtel beweisen SPÖ und Grüne ihre Abgehobenheit und Entbehrlichkeit: Sie stellen einen Swimmingpool auf.
Wien. Am 8. August wurde der Wiener „Gürtelpool“ eröffnet. Dabei handelt es sich um einen temporären Swimmingpool, der mitten auf die Kreuzung Neubaugürtel, Stollgasse und Felberstraße platziert wurde. Rundum wurde ein Rollrasen verlegt und ein Gastronomiekiosk eröffnet, die zuvor viel frequentierte Verkehrsfläche wurde natürlich gesperrt. Kostenpunkt des sozialdemokratisch-grünen „Badespaßes“: 150.000 Euro. Wohlgemerkt: Für ein Projekt, das in drei Wochen schon wieder vorbei ist, denn am 30. August ist Badeschluss – dann wird wieder abgebaut. Das ergibt sechseinhalbtausend Euro pro Tag. In der Zwischenzeit kann also zwischen den mehrspurigen Gürtelfahrbahnen geplantscht werden, allerdings nur limitiert, denn mehr als sechs Personen dürfen nicht ins Wasser.
Abgehobene und fehlgeleitete Politik
Die rosa-grüne Stadtregierung bzw. der SPÖ-geführte Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus und der grüne Kerndistrikt Neubau stellen mit der Aprilscherz-artigen Idee eindrucksvoll unter Beweis, wie abgehoben und fehlgeleitet sie agieren. Das Projekt namens „Gürtelfrische West“ wird von ihnen offenbar als Experiment gesehen. Was man genau austesten will, ist unklar, aber offenbar lautet die Fragestellung, wieviel Blödsinn die Wiener Bevölkerung zu ertragen bereit ist – denn in zwei Monaten sind in Wien Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen. Nun mag es ja wünschenswert sein, öffentliche Lebensqualität zu optimieren und das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, doch wird beides genau nicht erreicht: Die fragliche Kreuzung am nördlichen Ende des Europaplatzes war eine wichtige Zufahrt in den 15. Bezirk, die es nun nicht mehr gibt. Doch die Autos verschwinden damit freilich nicht wirklich: Sie werden lediglich gezwungen, einen Umweg zu nehmen und noch länger unterwegs zu sein. Und ein Plantschbecken inmitten von Verkehrslärm, Auspuffabgasen, Straßenbahnbimmeln, hohen Häuserzeilen und angrenzendem Westbahnhof dürfte zudem ohnedies eine wenig erstrebenswerte Freizeitgestaltung implizieren: Die Vorstellung wirkt eher einigermaßen idiotisch in einer Stadt, die über Neue und Alte Donau, Badeseen und eine Reihe städtischer Schwimmbäder verfügt.
Arbeiterklasse wird im Stich gelassen und veralbert
Doch in Wirklichkeit handelt es sich bei dem Projekt wohl vor allem um ein deutliches Signal der rosa-grünen Verantwortlichen. Denn es ist Ausdruck ökologischer Symbolpolitik ohne Plan, für Gentrifizierung, die auch außerhalb des Gürtels weiter vorangetrieben werden soll, für die Boboisierung beider Parteien, für Pop-up-Inszenierungen, für die Ökonomisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums – und das um einen hohen Preis, der mit versenktem Steuergeld finanziert wird. Der Wiener Arbeiterklasse zeigt man damit ganz gepflegt den Mittelfinger. Ihre tatsächlichen Lebensbedürfnisse und Existenzsorgen werden seit langem ignoriert. Die arbeitenden und beschäftigungslosen Menschen des Proletariats werden von der an- und vorgeblichen „Arbeiterpartei“ SPÖ im Stich gelassen und von den Lifestyle-Grünen ohnedies verachtet. Mit dem „Gürtelpool“ sagen sie der Arbeiterklasse in aller Deutlichkeit: Geh scheißen! – Man sollte das in politischer und organisatorischer Hinsicht angemessen und gleichwertig erwidern.
Quelle: ORF