Die Teuerung in Österreich bleibt hoch. 4,1 Prozent Inflation im November – erneut bestätigt durch die neuesten Schnellschätzungen der Statistik Austria. Während Politik und Wirtschaft von „Stabilisierung“ sprechen, erleben Arbeiterinnen und Arbeiter, Pensionistinnen und Pensionisten sowie prekär Beschäftigte Tag für Tag das Gegenteil: Jeder Einkauf wird teurer, jeder Monatslohn real weniger wert. Die sogenannte „Preisberuhigung“ existiert nur in Pressekonferenzen.
Besonders zynisch ist der Blick auf den Haupttreiber der Teuerung: Energie. Plus 10,9 Prozent innerhalb eines Jahres – ein direkter Effekt der gestrichenen Energiehilfen der Bundesregierung. Übersetzt heißt das: Erst wurden Milliarden an Konzerne und Energieriesen ausgeschüttet, dann ließ man die Bevölkerung im Regen stehen, sobald die „Hilfen“ fürs Budget zu teuer wurden. Solidarität gibt es im Kapitalismus eben nur so lange, wie sie sich rechnet.
Auch Lebensmittel, Tabak und Alkohol verteuern sich weiter. Was früher Grundbedarf war, wird zunehmend zum Luxus. Gleichzeitig erleben wir im Dienstleistungsbereich – von Gastronomie über Banken bis Medien – einen kräftigen Preisanstieg von 4,5 Prozent. Die sogenannte Kerninflation verharrt auf hohem Niveau. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Teuerung längst im Alltag zementiert ist. Sie ist kein Ausreißer mehr, sondern Dauerzustand des Systems.
Im Euro-Raum liegt die Inflation bei 2,2 Prozent. Österreich leistet sich erneut einen Podestplatz mit der dritthöchsten Teuerungsrate. Während die Europäische Zentralbank weiter betont, die Inflation „unter Kontrolle“ bringen zu wollen, haben ihre Zinspolitik und die Sparprogramme der Regierungen vor allem eines bewirkt: Kredite werden teurer, Investitionen zurückgefahren, Arbeitslosigkeit steigt – die Preise aber bleiben hoch. Bezahlt wird diese „Stabilität“ von jenen, die von ihrem Einkommen leben müssen.
Die offizielle Erzählung lautet: Markt, Energiepreise, internationale Krisen. Die Wahrheit lautet: Profite werden gesichert, Verluste sozialisiert. Während die Preise für Strom, Heizung, Miete und Lebensmittel explodieren, bleiben Löhne – wenn sie überhaupt steigen – weit hinter der realen Teuerung zurück.
Die Streichung der Energiehilfen war keine technische Budgetmaßnahme, sondern eine Klassenentscheidung. Milliarden für Banken, Konzerne, Rüstung und Großinvestoren sind immer verfügbar. Wenn aber Arbeiterfamilien Hilfe brauchen, ist plötzlich „kein Spielraum“ mehr da. Der Staat zieht sich aus der Verantwortung zurück, die Konzerne erhöhen ihre Preise und die Bevölkerung soll es schlucken.
Besonders grotesk wird das Bild, wenn man den Blick auf die Gewinne richtet: Energieunternehmen, Handelskonzerne und Dienstleistungsriesen schreiben teils Rekordergebnisse – während die Inflation offiziell als „äußerer Effekt“ dargestellt wird. Die Wahrheit ist: Inflation ist im Kapitalismus ein Instrument der stillen Umverteilung von unten nach oben. Was den einen als „Preissteigerung“ präsentiert wird, erscheint bei den anderen als Gewinnmarge.
Je höher die Preise, desto größer die Notwendigkeit, Überstunden zu leisten, mehrere Jobs anzunehmen oder auf Gesundheit, Bildung und Freizeit zu verzichten. Inflation zwingt Millionen Menschen jeden Tag, sich den „Sachzwängen“ des Marktes zu unterwerfen.
Die andauernde Teuerung ist Ausdruck eines Systems, das Krise, Teuerung und Unsicherheit nicht bekämpft, sondern verwaltet – zugunsten der Profite, zulasten der arbeitenden Bevölkerung.
Quelle: ORF

















































































