Ein 20-jähriger Student und Pizzalieferant wurde wegen seiner freiwilligen Hilfe in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten der Emilia Romagna kurzerhand gekündigt.
Vicenza. Die Überschwemmungen in der Emilia Romagna haben in den letzten Wochen immense Verwüstungen und menschliches Leid verursacht. Nachdem der Staat bei den Aufräumarbeiten durch Abwesenheit glänzt, fühlen sich viele junge Menschen in Pflicht, den Betroffenen vor Ort auf freiwilliger Basis zu helfen. Marco Santacatterina, ein 20-jähriger Student und Fahrradkurier, wurde nun kurzerhand entlassen, nachdem er sich entschieden hatte, in die Emilia Romagna zu reisen und den Menschen vor Ort seine Hilfe bei den Aufräumarbeiten anzubieten.
Santacatterina hatte einen Vertrag mit einer Pizzeria in Thiene, in der Nähe von Vicenza, um am Wochenende Pizza auszuliefern. Der Student behauptet, er habe seinen Arbeitgeber rechtzeitig, bereits am Donnerstag, darüber informiert, dass er am Wochenende nicht zur Verfügung stehen würde, weil er in die von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete reisen wolle.
Für diesen Freiwilligeneinsatz wurde er von seinem Chef verlacht und als „Clown“ und „Trottel“ beschimpft. „Geh du nur helfen, ich suche mir jemand anderen. Bye bye“, so lautete angeblich die letzte Nachricht des Arbeitgebers, mit der er entlassen wurde. In einem Interview mit der Zeitung La Repubblica zeigte sich Santacatterina erstaunt, dass nur zwei Tage freiwilliger Arbeit ausgereicht hätten, um seine Arbeit zu verlieren:
„Ich will nicht auf den Teller spucken, auf dem ich gegessen habe, ich habe dort seit Anfang März gearbeitet und hatte nie irgendwelche Probleme. Aber seit wann ist Geld wichtiger als Menschen, denen es nicht gut geht? Diese zwei Tage haben mir viel mehr gegeben als eine finanzielle Entschädigung. Ich möchte den Menschen nur zu verstehen geben, dass Solidarität und Hilfe mehr zählen als Geld.“
In dieser aktuellen Katastrophe in der Emilia Romagna sah Santacatterina dasselbe wiederholt, was seine Heimat im Jahr 2010 erlebte, als es ebenso zu großflächigen Überschwemmungen kam. Der Fall machte in den Nachrichten und in den soziale Medien die Runde, wobei sich die Öffentlichkeit einhellig hinter Marco Santacatterina stellte. Auch die Nationale Vereinigung der Partisanen Italiens (ANPI) veröffentlichte eine Solidaritätsbekundung für Marco:
„Wir bringen Marco Santacatterina unsere tiefe Verbundenheit, Unterstützung und Zuneigung zum Ausdruck. Im Land der Verfassung und damit der Solidarität und des Schutzes der Rechte sollte ein junger Mann, der, nachdem er seinen Arbeitgeber informiert hat, loszieht, um Schlamm für die von einer Flutkatastrophe Überschwemmten zu schaufeln, als Beispiel betrachtet und öffentlich hervorgehoben werden. Ihn stattdessen zu entlassen, ist ein Akt der Barbarei, der ganz Italien und seine Wurzeln der Demokratie und Menschlichkeit beleidigt“.