Im Zuge des Ukrainekrieges werden Getreideernten ausfallen, Lieferwege sind unterbrochen, die Infrastruktur ist teilweise zerstört und verbliebene Produktivkräfte werden vorrangig in der Kriegswirtschaft eingesetzt. Exporte aus der Ukraine werden also stark einfallen. Davon betroffen sind vor allem afrikanische Staaten.
Kiel. Eine Studie des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) beschäftigt sich mit den Folgen des Ukrainekrieges auf die weltweite Getreideversorgung, insbesondere in Afrika. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreideexporteure. So umfassten die Weizenexporte im Jahr 2020 rund 3,6 Milliarden US-Dollar. Damit ist die Ukraine der fünftgrößte Weizenexporteur. Vor allem afrikanische Staaten sind von ukrainischem Getreide stark abhängig. In Kenia beispielsweise werden 80 Prozent des konsumierten Weizens importiert, unter anderem aus der Ukraine, und nur 20 Prozent vor Ort angebaut. Hinzu kommt, dass die Landwirtschaften dieser Länder immer wieder von Dürren bedroht sind. In Ostafrika verdorrten zuletzt wegen ausgefallenen Regenperioden große Teile der Ernten. Besonders betroffen davon waren und sind Äthiopien, Somalia und Kenia.
Ein länger andauernder Handelsstopp würde, so die Studie des IfW Kiel, zu deutlichen Einbrüchen der Getreideimporte in Afrika führen. So würden in Tunesien die Weizenimporte um 15 Prozent sinken, die Importe von sonstigem Getreide, also allem Getreide außer Weizen, sogar um 25 Prozent. Auch Ägypten wäre mit einem Importverlust von 17 Prozent bei Weizen und 19 Prozent bei sonstigem Getreide besonders stark betroffen. In Äthiopien würden die Weizenimporte um knappe 10 Prozent zurückgehen, in Kenia um knappe 8 Prozent. Von einem Handelsstopp mit übrigem Getreide wären vor allem Südafrika (-16%), Kamerun (-14%) sowie Algerien und Libyen (-9,6%) betroffen.
Das stark verringerte Angebot würde in weiterer Folge natürlich auch zu einem deutlichen Preisanstieg führen. Laut der Studie würden in Tunesien die Preise für sonstiges Getreide langfristig um 24 Prozent steigen, in Algerien und Libyen um knappe 9 Prozent. Die Weizenpreise in Uganda würden um 7,4 Prozent steigen, in Kenia um 8,6 Prozent. Westliche Länder sind in der Regel weniger stark von Importen abhängig und würden somit weniger drastische Teuerungen erwarten dürfen. So prognostiziert das IfW Kiel einen Preisanstieg von 2 Prozent für sonstiges Getreide in Deutschland. Alle berechneten Preisentwicklungen wären langfristige Anstiege. Kurzfristige Teuerungen könnten sehr viel höher ausfallen und vor allem stark schwanken. Die Inflation würde die Nahrungssituation in den betroffenen Ländern stark gefährden. Getreide wie Weizen und Mais bildet in vielen afrikanischen Staaten die Grundlage für die meisten Mahlzeiten, vor allem in ärmeren Haushalten. In Kenia wurden entsprechende Produkte bereits in den letzten Tagen und Wochen deutlich teurer.
Quellen: IfW Kiel/Tagesschau